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  20 Years on the Move - John Africas Organisation
(20 Jahre Move - 20 Jahre in Bewegung - John Africas Organisation)
Auszüge aus dem gleichnamigen Buch.
 
 

Die MOVE­Organisation tauchte in Philadelphia während der frühen 70er Jahre auf. Gekennzeichnet durch ihre Dreadlock­Frisur und ihren angenommenen Nachnamen "Africa", und einheitlichen Prinzipien, und kompromisloses Halten an ihre Glaubenssätze, folgten die Mitglieder die Lehre des MOVE­Gründers John Africa.

"DIE ARBEIT DER MOVE IST ES, DIE INDUSTRIE DARAN ZU HINDERN, DIE LUFT, DAS WASSER UND DIE ERDE ZU VERGIFTEN, UND DIE VERSKLAVUNG DES LEBENS ­ MENSCHEN, TIERE, ALLE LEBENSFORMEN ­ ZU BEENDEN. DAS ZIEL VON JOHN AFRICAS REVOLUTION IST ES, DURCH DIE LEHREN JOHN AFRICAS DEN MENSCHEN DIE WAHRHEIT ZU ZEIGEN, DAß DAS SYSTEM DIE URSACHE ALLER IHREN PROBLEME IST (ALKOHOLISMUS, DROGENABHÄNGIGKEIT, ARBEITSLOSIGKEIT, EHEPROBLEME, ALLE PROBLEME DER WELT). MOVE WILL EIN REVOLUTIONÄRES BEISPIEL ZU SETZEN, DEM DIE MENSCHEN FOLGEN KÖNNEN, NACHDEM SIE BEGREIFEN, WIE SIE VON DIESEM SYSTEM, VON DIESER REGIERUNG, UNTERDRÜCKT, ERNIEDRIGT, DÜPIERT, AUSGETRICKST WERDEN, UND, WIE DER MOVE, DIE NOTWENDIGKEIT ERKENNEN, SICH DIESES SYSTEMS ZU ENTLEDIGEN".
move-statement

Während der frühen 70er Jahr hatte MOVE seine Basis in Powelton Village, einem Stadtteil von West Philadelphia (309 N. 33rd St.). Die Mitglieder leisteten ständig harte körperliche Arbeit wie Feuerholzhacken, Schneeschippen oder Straßenfegen. MOVE besaß an diesem Ort eine populäre Autowaschanlage, half Obdachlosen bei der Wohnungssuche, renovierte die Wohnungen älterer Menschen, intervenierte in gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Straßengangs und Studenten, und half Gefangenen durch ein Rehabilitationsprogramm, die Bewährungsauflagen einzuhalten. Nachdem sie MOVEs natürliche Lebensart annahmen, schafften es viele Leute, ihre Probleme ­­ Drogen­ und Alkoholabhängigkeit, körperliche Behinderung und Unfruchtbarkeit ­­ zu überwinden. Die MOVE legte ihre Meinung bei öffentlichen Foren und Vorlesungen von bekannten Fachleuten, u.a. Dick Gregory, Alan Watts, Jane Fonda, Julian Bond, Richie Havens, Walter Mondale, Roy Wilkins, Buckminster Fuller, Maharishi Mahesh Yogi, Caesar Chavez und Russell Means, dar, aber keiner konnte die Lehre JOHN AFRICA's widerlegen. Ab 1974 trat MOVE zunehmend in der Öffentlichkeit auf.

" WENN UNSERE PROFANITÄT SIE BELEIDIGT, DANN SCHAUEN SIE MAL WIE DESTRUKTIV DIE GESELLSCHAFT SICH PROFANIERT. ES IST DIE VERGEWALTIGUNG DER ERDE, DIE VERGIFTUNG DER UMWELT, DER VERRAT EINER KORRUMPIERTEN REGIERUNG AN DEN MASSEN UND DAS LEIDEN DERSELBEN, DAS IST DIE WAHRE OBZÖNITÄT."
move-statement

Die bürgerlichen Medien haben eine lange Geschichte von verzerrten Berichten mit falschen Zitaten, unbewiesenen Gerüchten und einseitigen Darstellungen über MOVE. Während diejenigen, die tatsächlich MOVE­Mitglieder trafen, sich von ihrer außerordentlichen Stärke und Gesundheit überzeugen konnten, setzten menschenverachtende Berichte die Lüge in die Welt, daß sich die Mitglieder nicht wuschen und krank waren.

Frank Rizzo, Chef der Polizei von 1967 bis 1971 und Schlüsselfigur in der Philadelphiaregierung, machte Karriere durch Maßnahmen gegen Schwarze, die den Status Quo in Frage stellten. Seine erste größere Aktion als Polizeichef war 1967 die Auflösung einer friedlichen Demonstration von 3500 schwarzen Studenten für Bildungsreformen und auf Schwarze bezogene Studienfächer, indem er Horden von Bullen einsetzte, die ohne Provokation die Studenten angriffen und durch die Straßen jagten. Viele wurden zusammengeschlagen. Er regierte die Stadt mit einer auffälligen und angriffslustigen Polizei, die für ihre Brutalität landesweit berüchtigt war.

MOVE organisierte Demonstration nach Demonstration mit dem Ziel, den Machtmißbrauch der Polizei in die Öffentlichkeit zu rücken, und beriet andere Gruppen bei der Organisation von eigenen Demonstrationen in ihren Stadtteilen. Die Folgen dieser Aktivität war eine konzertierte Verfolgungskampagne gegen die MOVE. Um Demonstrationen zu stören, wurden Mitglieder wegen ungebührlichen Benehmens oder Mißachtung irgendwelcher lokalen Polizeiverordnungen verhaftet.

Am 18. Mai 1974 wurden die schwangeren Leesing und Janet Africa von Rizzos Polizei derart brutal zusammengeschlagen, daß beide eine Fehlgeburt erlitten. Ab 1975 erreichten die Auseinandersetzungen zwischen MOVE und der Polizei mit regelmäßigen Verprügelungen und Verhaftungen zunehmend brutalere Ausmaße. Am 29. April 1975 erlitt die schwangere Alberta Africa eine Fehlgeburt, nachdem sie von vier Polizisten festgehalten wurde, während eine Polizistin namens Robinson sie immer wieder in den Magen und Unterleib trat. Trotz der Polizeigewalt gegen die MOVE brachten viele Mitgliederinnen, u.a. Sue Africa, die mehrmals während ihrer Schwangerschaft von der Polizei zusammengeschlagen wurde, Kinder zur Welt. Ihr Sohn Tomassa wurde am 4. August 1975 geboren und am 13. Mai von der Stadt ermordet. Life Africa, der Sohn von Janine Africa, wurde am 8. März 1976 geboren und starb knapp drei Wochen später, als Polizisten seine Mutter zu Boden warfen, sie bis zur Bewußtlosigkeit zusammentraten und ihm den Schädel zertrümmerten. Die Polizei leugnete, daß das Kind überhaupt existierte, da es keine Geburtsurkunde gab.

MOVE kämpfte gegen das Gerichtssystem, und verteidigte sich selber in Hunderten von Verfahren und anhörungen. Am 5. November 1976 wurde die bald im neunten Monat schwangere Rhonda Africa verhaftet und derart brutal zusammengeschlagen, daß am nächsten Tag eine Frühgeburt einsetzte. Ihr Kind kam mit Quetschungen und Verletzungen zur Welt und starb bald nach dem Geburt. (Rhonda selber wurde später am 13. Mai von der Stadt ermordet)

Am 20. Mai 1977 demonstrierte MOVE für die Freilassung ihrer politischen Gefangenen und forderte eine Beendigung der gewaltätigen Verfolgung durch die Stadt. Um die zunehmend brutale Polizei fernzuhalten, erschien MOVE vor ihrem Haus mit Waffen.

" Wir sagten den Bullen, daß kes keine verdeckten Tode mehr geben würde. Dieses mal sollten sie bereit sein, uns in aller Öffentlichkeit zu ermorden, weil, wenn sie uns mit Fäusten angreifen, dann verteidigen wir uns mit Fäusten. Wenn sie uns mit Schlagstöcken angreifen, dann verteidigen wir uns mit Schlagstöcken, und wenn sie uns mit Waffen angreifen, dann benutzen wir auch Waffen. Wir setzen nicht auf todbringende Waffen, wir setzen auf Leben. Aber wir wussten, daß die Bullen uns nicht so schnell angreifen würden, wenn sie das gleiche zu erwarten hätten, was sie so nebenbei an unbewaffnete harmlose menschen austeilten." ­ MOVE

Um die MOVE­Mitglieder aus ihrem Hauptsitz in Powelton Village zu vertreiben bekam Rizzo die Erlaubnis vom Gericht, sie auszuhungern. Am 16. März 1978, drehte die Polizei das Wasser ab und riegelte das Haus ab, in dem sich u.a. schwangere Frauen, Säuglinge, Kinder und Tiere befanden. Alle, die ins Haus zu gelangenversuchten, wurden verhaftet. Dennoch waren einige Versuche erfolgreich, Lebensmittel und Wasser hineinzureichen. Während dieser Zeit verlor die MOVE einen Hof in Virginia, den sie abzahlten. Die Blockade dauerte fast zwei Monate, und am 16. April 1978 marschierten Tausende im Protest um das Rathaus.

Obwohl MOVE wußte, daß die Vertreter der Stadt nicht vertrauenswürdig waren, verhandelten sie trotzdem um ein Abkommen, um die Verlogenheit der Stadt zu beweisen. Bevor sich MOVE endgültig einverstanden erklärt hatte, wurde der Inhalt des Abkommens am 3. Mai 1978 öffentlich bekanntgegeben. MOVE erklärte den Vermittlern darauf, warum diejenigen, die sich im Haus befanden, nicht legal verhaftet werden können, und als der neue Oberstaatsanwalt Rendell dies bestätigte, wurden die Haftbefehle laut Verordnung 1100 für nichtig erklärt. Nachdem MOVE die Streichung einer neunzigtägigen Frist zur Hausräumung aus dem Abkommen durchsetzen konnte, einigte man sich. Um rechtliche Unzulänglichkeiten zu verdecken, und um zu verhindern, daß MOVE mit den Medien sprach, wurde eine Knebelbestimmung festgeschrieben. Es war der Polizei erlaubt, jedes gesuchte Mitglied im Haus zu verhaften, anzuklagen und auf Kaution freizulassen. Sie durchsuchte das Haus nach Waffen, fand aber nur welche, die schußunfähig waren. Die Stadt versprach alle andere anhängigen Verfahren gegen MOVE­Mitglieder innerhalb von 4 bis 6 Wochen fallen zu lassen.

Am 2. August 1978 befand Richter DiBona, daß MOVE die nicht vereinbarte neunzigtägige Frist nicht eingehalten hatte, und weil sie das Haus nicht geräumt hatte, beantragte die Staatsanwaltschaft anschließend Haftbefehle gegen MOVE. Die Tatsache, daß die Teilnahme der Staatsanwaltschaft in einem zivilen Verfahren illegal war, wurde nicht berichtet und die Medien verewigten so den Mythos, daß MOVE mit einer neunzigtägigen Räumungsfrist einverstanden war. Die Stadt war entschlossen, MOVE irgendwas anzuhängen und zu verjagen, und Richter DiBona erließ Haftbefehle gegen fast jeden Erwachsene, obwohl sich mehr als die Hälfte von ihnen nicht im Haus befanden, und daher einem Räumungsbefehl nicht hätten widersetzen können.

In einer nächtlichen Razzia des Hauses zweier MOVE­Mitgliederinnen und vierzehn Kinder in Richmond in Virginia am 5. August verhaftete die Polizei von Philadelphia, in Zusammenarbeit mit den Behörden von Virginia, Gail und Rhonda Africa und brachte sie nach Philadelphia. Die legale Rechtfertigung hierfür war ihr angebliches Versäumnis ein Haus, das hundert Meilen von ihnen entfernt lag, nicht zu verlassen.

In den frühen Morgenstunden des 8. Augusts umzingelten hunderte von Polizisten und Feuerwehrleute den Hauptsitz von MOVE, rissen die Barrikaden herunter und schlugen die Fenster ein. Mit gezogenen Waffen drangen über 20 Polizisten in den ersten Stock des Hauses ein, nur um festzustellen, daß sich die MOVE­Leute, zwölf Erwachsene und elf Kinder, in den Keller zurückgezogen hatten. Darauf wurden Feuerlöscher und Wasserkanonen eingesetzt, und der Keller stand bald unter Wasser. Um die Kinder und Tiere vor dem Ertrinken zu retten, mussten die Erwachsenen sie über dem Kopf halten. Plötzlich wurde ein Schuß abgefeuert, und sofort flogen Kugeln durch die Luft, als Polizisten überall in der Gegend das Feuer erröffneten. Dabei wurde der Beamten James Ramp von einer einzelnen Kugel tödlich getroffen, und drei andere Polizisten und Feuerwehrleute verletzt. Kein MOVE­Mitglieder gab einen Schuß ab, und keiner trug eine Waffe bei der Verhaftung, aber alle wurden von der Polizei malträtiert. Vor laufenden Kameras schlugen die Polizisten ­ Joseph Zagame, Charles Geist, Terrance Mulvihill and Lawrence D'Ulisse ­ Delbert Africa während seiner Verhaftung brutal zusammen. Ohne Provokation schlug Zagame mit einem Polizeihelm und D'Ulisse mit dem Kolben seiner Schrotflinte Delbert ins Gesicht, worauf er zum Boden fiel. Daraufhin wurde er an den Haaren über die Straße geschleift, während die anderen ihn brutal an den Kopf, in den Unterleib und in die Nieren traten.

 
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