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  Das Leben eines schwarzen Mannes
Editorial, The Nation, November 15, 1999
Von Angela Y. Davis, June Jordan und Alice Walker
 
  Am 26. Oktober wurde die Aussetzung der Hinrichtung angeordnet. Abhängig von der Entscheidung über den von der Verteidigung Mumia Abu-Jamals gestellten Antrag auf habeas corpus wird ein dritter - und endgültige -, Hinrichtungsbefehl erfolgen oder ein neues Verfahren gewährt.
Er darf nicht sterben. Tausende von Menschen in unserem Land und weit über unseren Grenzen hinaus füllen die Straßen und fordern anhaltend: Er darf nicht sterben.
Es ist sein einziges Leben, das unseren anhaltenden Widerstand erregt. Es ist sein einziges ausharrendes Leben, das uns erlaubt, über unsere tagtägliche Bedeutungslosigkeit hinaus zu hoffen. Es ist sein Leben, immer noch, als ein schwarzer Mann, der zum Tode verurteilt ist, das unsere Gleichgültigkeit verdammt und unsere nachgiebigen Neigungen beschämt.
Wir können unseren Aufschrei, unsere rechtliche Agitation, unseren öffentlichen Aufruf, unsers standhaftes Suchen nach Rettung und Zeitgewinn entzünden und aufrechterhalten.
Wir können es.
Wir können ihn am Leben halten.
Er darf nicht sterben.
Auch wenn diese Vereinigten Staaten die meisten Todestraktinsassen der Welt haben -
Auch wenn diese Vereinigten Staaten die meisten Gefangenen der industrialisierten Welt haben, und verhältnismäßig, in Bezug auf Gesamtausgaben für Gefängnisbau, Gefängnisinstandhaltung und Gefängnispersonal - führend sind -
Auch wenn sich die Vereinigten Staaten eine noch aggressiver werdende und zunehmende Verpflichtung auferlegt haben, ihre Bürger zu inhaftieren, eingegangen sind, eine stärkere Verpflichtung als die zur Ausbildung -
Auch wenn in den letzten zwanzig Jahren in diesen Vereinigten Staaten eine Zuwachsrate der Ausgaben für Gefängnisse von 823% gegenüber 374 % für höhere Bildung, landesweit, toleriert wird -
Er darf nicht sterben.
Auch wenn fast 70 Prozent der Insassen der Gefängnisse Amerikas Nicht-Weiße sind -
Er darf nicht sterben.
Auch wenn der am 13. Oktober unterzeichnete Hinrichtungsbefehl für Mumia Abu-Jamal bedeutet, dass Gouverneur Ridge 176 Hinrichtungsbefehle in vier Jahren unterzeichnet hat, also fünfmal mehr als seine beiden Vorgänger während einer fünfundzwanzig jährigen Periode -
Auch wenn der Richter aus Philadelphia, der den Vorsitz im Verfahren von Mumia Abu-Jamal hatte, der Richter ist, der am häufigsten von allen Richtern in den USA die Todesstrafe in seinen Verfahren verhängte -
Mumia Abu-Jamal darf nicht sterben.
Auch wenn die rücksichtslosen, in den Tod treibenden, gnadenlosen Werte dieser Vereinigten Staaten jeden Menschen, der gegen ihre profitmotivierte Politik hier oder im Ausland opponiert oder sie nicht trägt, absichtlich missachten oder vernichten -
Auch wenn solche Politik lokale und internationale Bemühungen humanitärer Hilfe und gewaltloser Interventionen oftmals überwältigt -
Auch wenn diese Vereinigten Staaten ihre Vorherrschaft durch (tatsächliche und indirekte) Gewalt geltend machen und ausbauen, erreichen und aufrechterhalten -
Mumia Abu-Jamal darf nicht sterben.
Auch wenn diese Vereinigten Staaten den Aufruf der amerikanischen Anwaltsvereinigung (American Bar Association) aus dem Jahre 1997 ignorieren, ein sofortiges Moratorium für die Todesstrafe zu verhängen, bis die Verfahren bei Kapitalverbrechen dem Mindestkriterium der Übereinstimmung und Fairness entsprechen -
Auch wenn 1997 der UN-Sonderberichterstatter zu außergerichtlichen, schnellen oder willkürlichen Hinrichtungen feststellte, dass in diesen Vereinigten Staaten "Rasse, ethnische Herkunft und ökonomischer Status Schlüsselbestimmungen dafür zu sein scheinen, wer zum Tode verurteilt wird und wer nicht", und folglich zu einem sofortigen Todesstrafenmoratorium aufrief -
Auch wenn diese Vereinigten Staaten diesen transnationalen Aufruf nicht anerkennen oder ihm folgen -
Mumia Abu-Jamal darf nicht sterben.
Da der Staat nicht wegnehmen kann, was er nicht gegeben hat -
Er darf nicht sterben
Da der Staat nicht zurücknehmen kann, was er nie zuteil werden ließ -
Der Staat darf diesen Mann nicht töten.
Er darf nicht sterben.
Da er noch lebt, ein zum Tode verurteilter Schwarzer, einer von Millionen Brüdern und Schwestern, die verurteilt sind zu Armut, Verachtung und tragisch kleine Kreisläufen von Möglichkeit und Sehnsucht
Da er noch lebt inspiriert er uns andere, unsere politische Opposition gegen einen Staat, der an Gier und den Pathologien unangefochtener, überheblicher Macht wahnsinnig geworden ist, zu vertiefen, erweitern und verbessern.
Wir fangen hier an, wo wir können.
Wir können dies tun.
Wir können ihn am Leben erhalten.
Er darf nicht sterben.

Schließt Euch diesem Kampf für ein neues Verfahren an! Schreibt an:
The Honorable William H. Yohn Jr., c/o Leonard Weinglass (Defense Attorney), 6 West 20th Street, Suite 10A, New York, NY 10011.
(SPG (HH))
 
Vorabdruck aus dem Angehörigen Info Nr. 227 vom 29.11.1999
Redaktionsanschrift u. Bestellungen:
GNN-Verlag
Neuer Kamp 25
20359 HH
Tel.: (040)43188820 / Fax : (040) 43188821
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