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  »Mumias Leben liegt in unseren Händen«
Dokumentation der Veranstaltung im Anschluss an die Verleihung der Ehrenbürgerschaft in Paris am 4. Oktober 2003
 
  Samstag, 4. Oktober 2003
Öffentliche Veranstaltung mit Angela Davis, Pam Africa und Rechtsanwalt Robert R. Bryan in Paris
Moderation: Julia Wright


Auf Einladung des französischen Solidaritätskomitees für die Freiheit von Mumia Abu-Jamal und seiner Sprecherin, der in Paris lebenden afroamerikanischen Schriftstellerin Julia Wright, fand nach der Ernennung von Mumia Abu-Jamal im Rathaus von Paris eine politische Veranstaltung für die aus mehreren europäischen Ländern und den USA angereisten Mitglieder der Kampagne statt. Jacky Hortaut von der Gewerkschaft CGT sagte: »Wir haben zwei Jahre daran gearbeitet, diese Ehrung möglich zu machen. Und mit der Unterstützung von Angela Davis und Robert Bryan ist es uns möglich geworden, daraus einen großen Moment für uns alle zu machen. Ich denke, das ist ein großartiger Beitrag zur Erringung der Freiheit von Mumia Abu-Jamal.«
Pam Africa ist Sprecherin der MOVE-Organisation aus Philadelphia, Angela Davis ist 1973 durch eine weltweite Solidaritätsbewegung aus US-Haft befreit worden und Robert R. Bryan aus San Francisco ist der neue Hauptverteidiger von Mumia Abu-Jamal zur Durchsetzung des Wideraufnahmeverfahrens vor den Bundesgerichten.

Pam Africa:
Ich möchte zuerst sagen, daß der heutige Tag wirklich großartig ist, und ich möchte allen dafür danken, daß er möglich wurde, denn ohne Sie und all die anderen Menschen wäre dieser Tag nie möglich geworden. Es stimmt, daß es keine Macht gibt, die der Macht des Volkes vergleichbar wäre, denn sie ist nicht aufzuhalten. Es ist eine einfache Tatsache, daß unsere Schwester Angela Davis, unser Bruder Geronimo Pratt und andere politische Gefangene, die gegen die US-Regierung aufgestanden sind, heute nicht frei wären, wenn nicht die Macht des Volkes sie befreit hätte. Vor diesem Hintergrund möchte ich jetzt Angela Davis und dem Publikum das Wort erteilen, und ich werde mich dann später wieder zu Wort melden.

Angela Davis:
Vielleicht gibt es ja Fragen, weil ich ja schon im Rathaus gesprochen habe...

Ein früheres Mitglied der französischen Kampagne zur Befreiung von Angela Davis:
Gibt es Hoffnung, daß Mumia befreit wird? Ich trage diesen Button »Free Mumia« und ich hoffe, daß Mumia einmal auf dem Place de la Concorde stehen wird und ich ihm diesen Button übergeben kann. Ich möchte auch alle anderen auffordern, so einen Button zu tragen, denn wenn ich durch Paris laufe, dann werde ich immer gefragt: Wer ist das? Und dann kann ich es erklären.

Pam Africa:
Ich gehe fest davon aus, daß Mumia befreit wird.
Hat noch jemand eine Frage?

Mann im Publikum:
Welche Bedeutung hat die Kampagne zur Befreiung von Mumia in den USA?

Angela Davis:
Ich möchte damit beginnen, daß die Kampagne in den vergangenen sieben, acht bis neun Jahren gewachsen ist. 1995, als der erste Hinrichtungsbefehl unterzeichnet worden war, gab es ein starkes Anwachsen der Solidarität mit Mumia. Aber Sie müssen wissen, daß es für Menschen, insbesondere jene, die prominent sind, schwierig ist, Mumia zu unterstützen, und all jene, die sich für ihn stark machen, sind mutige Leute. Das hängt damit zusammen, daß überall in den USA innerhalb der Strafverfolgungsbehörden, also Polizei und Justiz, Stimmung gegen Mumia gemacht wird. Das wird in den Polizeibehörden regelrecht organisiert. Hauptangriffsziele sind Musiker wie Sting und Bands wie Rage Against The Machine gewesen. Es wurde zum Boykott ihrer Konzerte aufgerufen. All die bekannten Leute, die sich für Mumia eingesetzt haben, sind Opfer dieser Kampagne der Fraternal Order of Police [rechte Polizeigewerkschaft] geworden. Und diejenigen, die sich öffentlich für Mumia eingesetzt haben, wie zum Beispiel Ossie Davis, haben großen Mut bewiesen. Es gibt nur eine Lösung - eine immer stärker werdende Bewegung aufzubauen. Und genau das versuchen wir.

Frau im Publikum:
Wieviele Menschen sind unschuldig hingerichtet worden?

Angela Davis:
Darauf kann ich nur sagen: Jeder, der hingerichtet wurde, ist unschuldig hingerichtet worden. Es ist natürlich wichtig, Kampagnen für die unschuldig Verurteilten - einschließlich Mumia -, zu führen, aber wir müssen die generelle Abschaffung der Todesstrafe fordern. Niemand, egal ob schuldig oder unschuldig, darf hingerichtet werden.

Frau im Publikum:
Gibt es eine realistische Lösung für jeden US-Bundesstaat, die Todesstrafe abzuschaffen?

Pam Africa:
Wenn wir alle kontinuierlich daran arbeiten, solche Kampagnen durchzuführen wie damals zur Befreiung von Angela Davis, dann hat das den Effekt, daß Gouverneure wie der von Illinois, George H. Ryan, die Todesstrafe abschaffen. Seine Entscheidung im Januar 2003 war die Folge der beharrlichen Arbeit aller, die seit Jahren dafür eintreten, und ich spreche hier nicht von Weißen, Schwarzen oder Puertoricanern, ich spreche von allen Menschen, die gemeinsam an diesem Ziel arbeiten und vereint vorgehen. Denn auch wenn die Todestrakte überall in den USA vor allem mit Schwarzen belegt sind, hat erst unsere vereinte Anstregung dazu geführt, daß der Todesstrafe in Illionois eine Niederlage beigebracht wurde. Dasselbe ist hier geschehen, damit Mumia Ehrenbürger von Paris werden konnte. Es brauchte die beharrliche Anstregung vieler hier in Frankreich, der Arbeiterklasse, der Sans Papiers und all der anderen, die durch ihr vereintes Vorgehen diesen Sieg errangen. Und wenn es auch zunächst unmöglich erschien, so habt ihr hier doch das Unmögliche möglich gemacht. Es erfüllt alle mit Hoffnung, daß Mumia immer noch lebt. Die Jungen, die Armen, die Schwarzen, alle, die heute in den Todestrakten sitzen, und all jene, die der Staat morgen in die Todestrakte werfen will, sie alle schauen voller Hoffnung auf das, was mit Mumia geschieht. Auch die Menschen in Paris, in Bobigny, in Kalifornien, Afrika, Deutschland und in Dänemark erheben ihre Stimme gegen diesen Wahnsinn. Die Bewegung für Leben und Freiheit von Mumia steht dafür, die Kräfte zu bündeln, so wie zum Beispiel die Gewerkschaft der Hafen- und Dockarbeiter die ganze Westküste der USA lahmgelegt hat. Das ist die gleiche Arbeiterbewegung, die sich auch in Europa gegen das Unrecht erhoben hat, das Mumia widerfährt. Mumia ist einer von Millionen, sein Fall steht exemplarisch für all jene, für die sich niemand einsetzt. Das gibt uns die Kraft, uns der US-Regierung entgegenzustellen wie selten zuvor.

Frau im Publikum:
Im nächsten Monat wird Mumia wahrscheinlich auch Ehrenbürger der Stadt Nanterre. Wir haben schon Hunderte Unterschriften gesammelt. (Beifall)

Andere Frau:
Ich bin Dichterin und möchte darauf hinweisen, daß der Erfolg, den wir heute im Rathaus gefeiert haben, vor allem Julia Wright zu verdanken ist, die hier seit vielen Jahren diese Arbeit gemacht hat. Und ich hoffe, daß sie bald wieder gesund ist. Wir können uns aufeinander verlassen, wir verlassen uns auch auf euch in den USA und zusammen werden wir es schaffen!

Claus Redondo:
Ich bin ein Mitglied der deutschen Delegation. Ich gehöre der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) an, die der französischen NACRE vergleichbar ist, der Organisation der französischen Widerstandskämpfer. Mumia Abu-Jamal ist im letzten Jahr auf dem Vereinigungskongreß der beiden bislang getrennten Organisationen Ost- und Westdeutschlands zum Ehrenmitglied unserer Organisation ernannt worden. Die VVN/BdA ist nun die größte antifaschistische Organisation in Deutschland. Als wir älteren Antifaschistinnen und Antifaschisten davon erzählten, daß wir nach Paris fahren und Angela Davis treffen würden, fragten sie: Ist es wirklich wahr, ihr trefft Angela Davis?!? Leider haben wir zu spät von der heutigen Verleihung der Ehrenbürgerschaft erfahren, weshalb von den älteren Mitgliedern unserer Organisation leider niemand mitkommen konnte, aber wir vertreten sie heute alle hier. Eine der älteren Antifaschistinnen hat und aufgetragen, heute hier darauf hinzuweisen, daß die Kampagne für die Freiheit von Angela Davis eine wichtige Sache für die Linke und die internationale Solidaritätsbewegung war. Die Durchsetzung von Angelas Freilassung war ein großer Erfolg. Meine Frage an die französische Solidaritätsbewegung ist, ob es nicht auch für die NACRE möglich wäre, Mumia zu ihrem Ehrenmitglied zu machen. Das würde anknüpfen an die internationale Solidarität für Sacco und Vanzetti und für die Rosenbergs und würde es möglich machen, mehr Menschen für diesen Kampf zu gewinnen, und das würde die Kampagne insgesamt stärker machen.

Julia Wright:
Ich möchte darauf direkt antworten. Wir haben in den vergangenen Jahren schon mehrere große Manifestationen am Place de la Concorde durchgeführt mit Tausenden von Menschen. Dabei wurden wir auch von einem der Söhne der Rosenbergs unterstützt, der mit uns gemeinsam für die Freiheit von Mumia kämpft. Er hat uns gesagt, wir seien damals sehr nahe daran gewesen, seine Eltern zu retten. Deshalb ist für uns die Frage, was ist für uns der Knackpunkt, um Mumia befreien zu können? Wie können wir besser zusammenarbeiten? Wir haben es nicht geschafft, die Rosenbergs zu befreien, aber was können und müssen wir tun, um Mumia zu befreien? Wie müssen wir diesen Kampf definieren?

Frau im Publikum:
In Frankreich ist es so, daß die Leute mehr oder weniger nur in ihren Organisationen arbeiten, aber wir sollten mehr zusammenarbeiten und die Medien zwingen, mehr über Mumias Fall zu berichten, wie es zum Beispiel in Japan schon geschieht.

Andere Frau:
Ich war als Zwanzigjährige dabei, als wir in den 50ern für die Rosenbergs gekämpft haben. Das war eine riesengroße und starke Bewegung. Wir demonstrierten, und ich habe Unterschriften unter Petitionen gesammelt. Viele setzten sich gegen die Hinrichtungen ein, aber am Ende wurden die Rosenbergs dennoch hingerichtet. Ich weiß deshalb nicht, ob es wirklich eine Lösung gibt, um Mumias Hinrichtung zu verhindern.

Pam Africa:
Menschen lernen durch die Fehler, die sie machen. Fragen wie die Beschaffenheit der Bewegung, ihre Zusammenarbeit und daß nicht nur auf große Demonstrationen gewartet wird, sondern die Herrschenden tagtäglich damit konfrontiert werden, daß das himmelschreiende Unrecht nicht mehr erduldet wird, sind davon berührt. Ich möchte auf etwas ganz Wichtiges hinweisen: Ohne die Solidaritätsbewegung würde Mumia nicht mehr leben. Im Dezember 2001 hat eine Richterin des Staatsgerichts von Philadelphia namens Pamela Dembe gedacht, die Bewegung sei derart zersplittert, daß sie Mumias erneuten Wiederaufnahmeantrag einfach ablehnen kann. Es kam zu einer gerichtlichen Anhörung am 17. August 2001. Sie waren sich so sicher, daß nur wenige Leute kommen würden. Sie schickten ein paar Polizisten vor das Gerichtsgebäude, die die Leute hinter Absperrgitter zurückdrängten. Sie wollten an dem Tag Mumias Antrag für einen neuen Prozeß ablehnen. Es gab viele Delegierte, zum Beispiel aus Frankreich oder von schwarzen Organisationen, Jessie Jackson, der Bürgermeister der Pariser Vorstadt Bobigny, Julia Wright, Ossie Davis. Tausende waren dort auf den Straßen. Richterin Dembe mußte den Gerichtstermin vertagen. Erst nach den Protesten gab sie bekannt, Mumia solle keine Gelegenheit erhalten, die neuen Beweismittel für seine Unschuld in einer öffentlichen Anhörung vorzubringen. Kurz danach, Anfang Dezember 2001, wurde Mumia hier in Bobigny und Paris formal zum Ehrenbürger ernannt. Das führte der Welt erneut Mumias Fall vor Augen. Am 6. Dezember 2001 gab es hier in Paris eine Pressekonferenz und am 7. Dezember reisten Angela Davis, Julia Wright, Jacky Hortaut und Abgeordnete des Europäischen Parlaments nach Pennsylvania, um Mumia zu besuchen. Am darauffolgenden Tag gab es eine Demonstration für Mumia vor dem Haus des Bezirksstaatsanwalts, was den Staat in Angst und Schrecken versetzte. Daraufhin wurde die Demo von der Polizei mit brutaler Gewalt angegriffen, obwohl wir nichts Unrechtes getan hatten. Wir waren dabei, uns vor dem Haus des Bezirksstaatsanwalts zu versammeln, was den Staat in Angst und Schrecken versetzte. Daraufhin wurde die Demo von der Polizei mit brutaler Gewalt angefriffen. Ein Demonstrant wurde zusammengeschlagen und so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Eine junge asiatisch-amerikanische Unterstützerin erlitt einen Bruch. Am anderen Tag erschien ein Foto in einer Tageszeitung, auf dem ein junger Schüler einer Highschool gezeigt wurde, dem ein Polizist seine Waffe an den Kopf hielt. Das alles machte Schlagzeilen rund um den Globus. Die Ablehnung des Wiederaufnahmeverfahrens durch Richterin Dembe, die Ehrenbürgerschaft für Mumia, die Demonstration - das alles ließ die USA nicht gut aussehen. Eine Woche später mußte derselbe Staat, die gesagt hatte, er werde in Mumias Fall niemals nachgeben und ihn hinrichten, egal was die Öffentlichkeit sagen würde, wegen des einheitlichen Kampfeswillens der Solidaritätsbewegung einen anderen Weg einschlagen. Plötzlich, aus heiterem Himmel, nachdem er fast zwei Jahre geschwiegen hatte, kam Bundesrichter Yohn völlig unerwartet mit seinem Beschluß heraus, wonach das Todesurteil gegen Mumia umgewandelt werden solle. Wir sollten alle glauben, jetzt wäre Mumia nicht mehr in Gefahr und wir hätten einen Sieg errungen. Doch unsere Position ist völlig klar: Mumia ist unschuldig - laßt ihn sofort frei! Die dachten also, sie schmeißen uns Lebsnslänglich statt Todesstrafe vor die Füße und wir sind zufrieden! Bundesrichter Yohns Beschluß lautete, innerhalb von 180 Tagen würde Mumias Strafe automatisch umgewandelt, wenn nicht vom Staatsgericht in Philadelphia anders entschieden würde. Der Bezirksstaatsanwalt ging sofort in Berufung, weil er die Hinrichtung will. Auch Mumia legte sofort Berufung ein und sagte, daß lebenslange Haft für ihn nicht zu akzeptieren ist. Das war am 18. Dezember 2001. Seither sind die 180 Tage lange vorüber, 2002 ist vorbei, 2003 ist fast vorbei und jetzt steht 2004 vor der Tür. Bei wem liegt die wirkliche Macht, wenn nicht beim Volk? Die Justiz der stärksten Macht der Welt sagt, in 180 Tagen soll der Beschluß wirksam werden, und jetzt schieben sie vor, das Staatsgericht sei dafür verantwortlich, daß Bundesrichter Yohns Beschluß noch nicht rechtskräftig ist. Mumia und seine Verteidigung haben keinen Einfluß darauf, was das Staatsgericht tut oder läßt. Dieses Gericht muß eine Entscheidung fällen, so daß die Bundesgerichtsebene in Pennylvania wieder handeln kann. Es ist die Angst vor der Macht des Volkes, die sie zu dieser Hinhaltetaktik greifen läßt. Das müssen wir uns alle klar machen: Die Macht über Mumias Leben liegt nicht in den Händen des Staates, sondern in den Händen des Volkes, in unseren Händen! Vereint können wir sie daran hindern, Mumia umzubringen!

Frau im Publikum:
Ich möchte Angela oder den Anwalt von Mumia fragen, wie seine Situation im Gefängnis ist.

Menschenrechtsanwalt Jean-Jaques de Felice aus Paris:
Wie geht es mit Mumias Verfahren genau weiter vor den Staats- und Bundesgerichten? Der Festakt heute morgen war ein großartiges Ereignis - was können die demokratischen Kräfte in unserem Land tun, um Mumia zu unterstützen?

Robert R. Bryan:
Eines ist mir ganz wichtig zu sagen: Obwohl es überall auf der Welt große Demonstrationen gab, auch hier in Paris, sind Ethel und Julius Rosenberg von der US-Justiz als »Spione für die UdSSR« hingerichtet worden. Auch Sacco und Vanzetti sind zuvor in den 20er Jahren trotz weltweiter Protest hingerichtet worden. Wir müssen realistisch sein und uns klarmachen, daß zwar die Arbeit der Anwälte von großer Bedeutung ist, aber es muß eine enge Beziehung geben zwischen den juristischen Schritten und dem Handeln der Solidaritätsbewegung. Ich kann als Anwalt nicht ohne eure Unterstützung gewinnen. Wir alle zusammen können nicht siegen, wenn wir nicht auch die Gerichte anrufen, diese US-Gerichte, die äußerst rassistisch sind und absolut voreingenommen. Im Rosenberg-Verfahren hat die Verteidigung ein paar gravierende juristische Fehler gemacht. Deshalb und wegen der korrupten Staatsanwaltschaft konnten die beiden Rosenbergs hingerichtet werden. Deshalb ist es meine Aufgabe als Mumias neuer Hauptanwalt, zuallererst die in diesem Verfahren von früheren Anwälten gemachten Fehler zu korrigieren. Ich stimme völlig mit Pamela Africa überein, aber ich warne davor, sich selbst etwas vorzumachen. Es reicht nicht, nur die Bewegung zu stärken und wachsen zu lassen, wenn wir die US-Regierung daran hindern wollen, Mumia umzubringen. Der Staat will Mumia ganz klar endgültig zum Schweigen bringen; sie haben seinen Körper eingesperrt, aber sie merken, daß sie weder seine Seele noch seinen Verstand oder seinen Stift, mit dem er schreibt, einsperren können.
Ich sehe sehr deutlich ein Anwachsen der Solidaritätsbewegung hier in Europa und in den Vereinigten Staaten, und angesichts der jahrelangen Arbeit von Pam Africa, Angela Davis, Jacky Hortaut und euch allen hier kann ich sagen: Wir Anwälte könnten nichts ausrichten ohne diese Solidaritätsbewegung.
Zum juristischen Stand des Verfahrens kann ich sagen, daß es selbst für US-Anwälte schwer zu durchschauen ist. Es gibt die Staatsgerichts- und die darüberstehende Bundesgerichtsebene. Die Bundesgerichtsebene ist im Moment noch blockiert, weil die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Pennsylvania über Anträge der Verteidigung aussteht. Dieser Beschluß kann schon am nächsten Montag kommen, das Gericht kann ihn aber auch noch sechs Monate vor sich herschieben - wir wissen es einfach nicht. Meiner Einschätzung nach wird diese Entscheidung noch vor Jahresende kommen. Wir gehen davon aus, daß der Oberste Gerichtshof nicht im Sinne der Verteidigung urteilen wird. Dann geht der Fall wieder auf die Bundesgerichtsebene, was das Verfahren beschleunigen wird. Das kann alles bedeuten. Mumia könnte hingerichtet werden oder er könnte ein neues Verfahren bekommen - beides ist möglich. Das Oberste Bundesgericht der USA in Washington DC hat gerade gestern in einem anderen Todesstrafenverfahren ein Urteil gefällt, das auch Mumias Fall tangiert. Aber in jenem Fall geht es um das Strafmaß, und das ist genau das, was Mumia und ich nicht in das Zentrum unserer Bemühungen stellen wollen, denn wir wollen nicht die Umwandlung des Urteils in lebenslange Haft erreichen, sondern seine sofortige Freilassung.
Es gibt in Mumias Fall einige Aspekte, die das bewirken könnten. Nur einer davon ist am 18. Dezember 2001 von Bundesrichter Yohn für das Berufungsverfahren als begründet zugelassen worden. Und das ist praktisch der bedeutendste Punkt in der Sache, denn es geht dabei um rassistische Voreingenommenheit bei der Auswahl der Geschworenen. Vom juristischen Standpunkt aus gesehen bietet dieser Aspekt die meisten Chancen für eine positive Wende im Verfahren. Diese Sache geht ans Eingemachte des US-amerikanischen Rechtssystems, weil es darum geht, daß afroamerikanische Kandidaten für die Jury systematisch von der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen werden, um am Ende Geschworene zu haben, mit denen eine Verurteilung des Angeklagten sicher ist. Und das ist alltägliche Praxis in den Gerichtssälen der USA.
In Mumias Prozeß hat der Rassismus nicht nur die Auswahl der Geschworenen beeinflußt, sondern es waren überhaupt rassistische Motive dafür verantwortlich, daß er zum Ziel der staatlichen Repression wurde. Der Hauptgrund, warum er zum Tode veruteilt wurde, ist also im Rassismus zu suchen. In diesem Prozeß hatte Albert Sabo den Vorsitz inne, ein ausgesprochen rassistischer und voreingenommer Richter. Die Polizisten, die gegen Mumia ermittelt und ausgesagt haben, waren ebenso voreingenommen. Staatsanwalt McGill ist ein knallharter Rassist. Und dann haben sie versucht, alle afroamerikanischen Geschworenen aus der Jury zu entfernen, um sicherzustellen, daß sie einen Schuldspruch und das Todesurteil durchbekommen.
Vom juristischen, aber auch von einem politischen Standpunkt aus ist es außerdem sehr wichtig, daß es jetzt eine Zeugin der Verteidigung gibt, die damals als Gerichtsstenographin gearbeitet hat, also Teil des Systems war, den Apparat von innen kannte. Sie hat sich der Verteidigung offenbart und die glaubhafte Aussage gemacht, sie habe Richter Sabo damals während des Prozesses sagen hören: »Ich werde dabei helfen, den Nigger zu grillen.« [Anm.: 1982 wurde in Pennsylvania noch auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.] Das sagte Sabo, der vorsitzende Richter des Verfahrens! Ich habe in den letzten dreißig Jahren in Hunderten von Todesstrafenverfahren verteidigt und habe schon alles erlebt, was man sich vorstellen kann, aber ich habe noch nie von einem Verfahren gehört, in dem Derartiges glaubhaft bezeugt wird. Sabos Ausspruch zeigt, wie unfair dieses Verfahren war. Sein Ausspruch ist nicht nur ein Anklage gegen diesen Richter, sondern gegen das gesamte Rechtssystem der USA! Eine Menge Richter in den USA denken so, auch im liberalen Kalifornien, aber es ist ein unglaublicher Vorgang, wenn ein Richter solche Gedanken ausspricht.
Es gibt aber noch einen anderen Fall, der auf Mumias Verfahren zutrifft, in dem am 25. Februar diesen Jahres ein höchstrichterliches Urteil gefällt wurde. An diesem Fall aus Texas kritisiert das Oberste Bundesgerichts, daß die Bundesgerichte der einzelnen Bundesstaaten zu wenige Verfahrensrügen der Verteidigung als Berufungsgründe anerkennen. Sobald wir also in Mumias Verfahren wieder die Bundesgerichtsebene beschreiten, werden wir sofort beantragen, daß andere Verfahrensfehler, zu denen Richter Yohn die Anträge der Verteidigung nicht zugelasssen hat, als Berufungsgründe anerkannt werden. Dabei geht es im einzelnen darum, daß die Staatsanwaltschaft Beweismittel zurückhält; daß der Staatsanwalt und die ermittelnden Polizisten offen lügen; daß der Richter ein Rassist ist und daß der Pflichtverteidiger nicht das Vertrauen seines Mandanten genoß. Außerdem hatte das Gericht dem Verteidiger keine ausreichenden finanziellen Mittel zugestanden, um den Fall angemessen untersuchen und sich auf das Hauptverfahren vorbereiten zu können. Die Anklage gab Hunderttausende aus, um den Angeklagten in die Todeszelle zu bringen, während die Verteidigung gerade mal über ein paar hundert Dollar verfügte.
Ich bin all diese Aspekte seit dem Frühjahr Punkt für Punkt mit meinem Mandanten durchgegangen, und wir haben uns darauf geeinigt, wie wir juristisch vorgehen. Dabei wurde offenbar, daß es darum gehen muß, jeden einzelnen rechtlichen Aspekt, der sich um die Fairneß des Verfahrens dreht, als berufungsrelevant anerkannt zu bekommen. Dabei ist der wichtigste Aspekt die Tatsache, daß Mumia unschuldig ist, weil der wahre Täter nach übereinstimmenden Aussagen von fünf Zeugen den Tatort fluchtartig verlassen hat.
Wir sind jetzt dabei, ein paar Leute zusammenzubringen, die der Verteidigung bei den notwendigen juristischen Schritten auf der Bundesebene zur Seite stehen. Ich habe Mumia gesagt, er muß erstens mit jeder Person einverstanden sein und zweitens, daß er nicht mehr nur von einem Team aus weißen Anwälten vertreten werden soll, sondern von einem gemischten aus weißen und schwarzen.
Wichtig ist auch, was Angela Davis gesagt hat, daß es nämlich bei der Todesstrafe nicht um die Frage geht, ob jemand schuldig oder unschuldig ist. Jeder Mensch in einem Todestrakt der USA oder sonstwo auf der Welt ist dort, weil er oder sie arm ist. In noch höherem Maße spielt die Hautfarbe eine Rolle. Meiner Meinung nach sind sie alle politische Gefangene, weil kein Mensch im Namen des Staates legal ermordet werden darf. Wenn jemand wie Mumia wirklich unschuldig ist, dann ist das gut, aber es geht um das größere Übel, daß es falsch ist, wenn Menschen durch den Staat im Namen des Gesetzes umgebracht werden. Das ist einfach inakzeptabel und wir müssen dagegen kämpfen.
Zum Schluß möchte ich noch zwei Dinge sagen, die mir wichtig sind. Ich möchte unterstreichen, was Pam Africa gesagt hat, nämlich daß ich das Verfahren als Anwalt nicht gewinnen kann, egal wie gut ich bin, wenn ich nicht die Solidariätsbewegung hinter mir habe. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Sache zu gewinnen. Aber es gibt eine Sache - und entschuldigt bitte meine hartren Worte -, die mich anpißt: ich sehe es in Frankreich, ich sehe es in den USA, in Deutschland und in Italien, überall bekämpfen die Leute sich untereinander! All die kleinen Cliquen und Egos mischen da mit, aber wir müssen zusammenarbeiten, sonst wird Mumia hingerichtet! Ob jemand Kommunist ist oder Sozialist oder was auch immer, ist doch egal. Was uns verbindet, ist doch der gemeinsame Kampf gegen das Übel der Todesstrafe und daß Mumia im Todestrakt sitzt. Wir hätten unglaublich viel Kraft zusammen, wenn wir an einem Strang ziehen würden. Ich bitte euch deshalb darum, darüber nachzudenken. Wenn wir Leute haben, die bereit sind, sich ganz und gar diesem Kampf zu widmen wie zum Beispiel Pam Africa, dann geht davon eine große Inspiration aus. Auch Angela Davis hat große Opfer bringen müssen, um heute hier sein zu können. Sie ist zu uns gekommen, weil sie an Mumia glaubt, weil sie an die Solidaritätsbewegung glaubt und an diesen wichtigen Kampf, für den Mumia steht. (Beifall)

Angela Davis:
Zunächst möchte ich sagen, daß, es für mich kein großes Opfer ist, hier zu sein. Das ist mein bescheidener Beitrag zur Solidaritätsbewegung. Für mich hat das Priorität in meinem Leben. Wenn die Leute vor dreißig Jahren es nicht auch zu ihrer Priorität gemacht hätten, sich für mich einzusetzen, dann wäre ich heute noch immer im Gefängnis. Das möchte ich nur mal klarstellen. (Großer Beifall und Zurufe wie: »Right on, sister!«)
Robert, ich finde deine juristische Analyse sehr gut und vor allem auch den Zusammenhang, den du zum Kampf gegen die Todesstrafe herstellst. Ich möchte noch auf eine Frage eingehen, die schon zu Anfang gestellt wurde: Warum ist es so schwierig, die Todesstrafe in den USA abzuschaffen?
Es ist ganz wichtig, die besonderen historischen und philosophischen Rahmenbedingungen in den USA zu verstehen. Deshalb entwickle ich diesen Gedanken im engen Zusammenhang mit der Bewegung, die in den USA für Reparationszahlungen für die Zeit der Sklaverei fordert. Ich sehe es so, daß die Todesstrafe beim Kampf um Reparationen an erster Stelle stehen sollte. Ich habe die Geschichte der Todesstrafe erforscht, von der kolonialen Periode der Vereinigten Staaten bis zur Gegenwart. Dabei wurde mir klar: Hätte es die Sklaverei nicht gegeben, dann wäre die Todesstrafe bereits vor zwei Jahrzehnten abgeschafft worden. Im unmittelbaren Anschluß an die amerikanische Revolution war die Todesstrafe schon einmal für alle Verbrechen außer für Mord abgeschafft. Aber nur für Weiße. In Virginia zum Beispiel konnte eine weiße Person nur noch wegen Mordes zum Tode verurteilt werden, aber eine schwarze Person, ein Sklave konnte für 66 verschiedene Straftatbestände zum Tode verurteilt werden.
Sklaverei und Rassismus sind die Pfeiler, auf denen die Todesstrafe nach wie vor ruht. Eigentlich sollte das Gefängnis die Todesstrafe als Institution ersetzen. Aber wie wir sehen, haben wir heute immer noch beides. Deshalb möchte ich das, was Robert Bryan über den engen Zusammenhang von Todesstrafe und Rassismus gesagt hat, dahingehend zuspitzen, daß die Todesstrafe ihrem Wesen nach rassistisch ist. Nicht nur die Art ihrer Anwendung, sondern die bloße Existenz der Todesstrafe, ganz gleich ob sie gegen jemanden mit weißer oder schwarzer Haut ausgesprochen wird, ist rassistisch. Das System der Todesstrafe ist eine rassistische Institution. Ich finde es wichtig, daß dieser Zusammenhang zwischen der Todesstrafe und den Überresten der Sklaverei stärker propagiert wird. Bis heute leben wir immer noch mit den Überresten der Sklaverei! Sie ist nicht völlig abgeschafft worden.
Der zweite Punkt, über den ich sprechen möchte, ist die aktuelle politische Situation. Das ist auch zum Teil eine Antwort auf die Frage zum Fall der Rosenbergs.Ganz nebenbei: ich bin mit den Kindern der Rosenbergs zusammen zur Schule gegangen. Deshalb kann ich sagen, daß der Rosenberg-Fall mich quasi mein ganzes Leben lang begleitet hat. Es gab damals überall auf der Welt Demonstrationen und trotzdem wurden die Rosenbergs hingerichtet. Ich möchte das damit in Zusammenhang bringen, daß es vor wenigen Monaten auch überall auf der Welt Demonstrationen gab - gegen den drohenden Einmarsch in Irak. Am 15. Februar 2003 waren weltweit fast gleichzeitg Millionen und Abermillionen Menschen auf der Straße. Welche Lehren können wir daraus ziehen? Die Massendemonstrationen haben nicht den Einfluß auf die Entwicklung der Geschehnisse gehabt, den wir erwartet haben. Ich schließe daraus, daß wir gründlicher an der Organisierung der Bewegungen arbeiten müssen. Wir können uns nicht darauf verlassen, nur mit Demonstrationen etwas zu bewegen. Ich habe in Italien eine Rede von Arundhati Roy gehört, die erklärte, wir hätten gelernt, ein bemerkenswertes politisches Theater zu veranstalten, wir hätten aber nicht gelernt, uns auf eine angemessene Weise zu organsieren, um radikale Veränderungen in der Welt zu bewirken. Demonstrationen sind wunderbar, und wir brauchen sie, weil wir in bestimmten Momenten durch sie die Möglichkeit haben, die politische Einheit unter uns zu sehen und zu fühlen. Wir demonstrieren damit aber nur unsere Bewegung. Eine Demonstration kann nicht Ersatz für die organisierte Bewegung sein. Das heißt, daß wir vor allem die wenig ruhmreiche Arbeit tun müssen, das Denken der Menschen zu verändern und Bewegungen zu organisieren, die zu einem untrennbaren Bestandteil des alltäglichen Lebens werden. Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen.
Im Endeffekt wird das auch einen deutlichen Einfluß auf Entwicklungsprozesse auch auf der rechtlichen Ebene haben, weil es die Herzen der Menschen erreicht, egal ob sie Geschworene sind oder Richter. Das war genau meine Erfahrung in meinem eigenen Gerichtsverfahren. Es war wichtig, ein ausgezeichnetes Verteidigungsteam zu haben, aber ohne den Einfluß der Solidaritätsbewegung hätte die juristische Verteidigung nichts ausrichten können. Die Reaktionen der Geschworenen wären völlig andere gewesen und die Anklage wäre niemals derart in die Defensive geraten, wie damals geschehen. Die Arbeit, die hier in Frankreich getan wurde, zum Beispiel mit diesem wunderbaren Festakt heute morgen, also die Tatsache, daß Mumia jetzt Ehrenbürger von Paris ist, ist ein exzellentes Beispiel für die Art von Organisationstalent, die wir entwickeln müssen. Deshalb müssen wir jetzt dafür sorgen, daß Mumia Ehrenbürger von jeder größeren Stadt in den USA wird! (Lachen, Beifall, »Right on!«)
Genauso wie Ehrenmitglied jeder Gewerkschaft in den USA!
(Zwischenruf Robert: »Und Pam Africa ist zuständig für Philadelphia!« - Pam: »Ich bin zuständig für die ganze Welt!«)
Genauso wie Ehrenmitglied in Kirchengemeinden und alles, was einem sonst noch einfällt.
(Robert: »Wenn ihr so weitermacht, dann kann ich Mumia morgen vom Knast abholen!« - Pam: »Wir arbeiten dran!«)

Jacky Hortaut (CGT):
Wir haben zwei Jahre daran gearbeitet, diese Ehrung möglich zu machen. es gab für uns alle eine starke Motivation. Und mit der Unterstützung von Angela Davis, Pam Africa und Robert Bryan ist es möglich geworden, daraus einen großen Moment für Mumia und uns alle zu machen. Deshalb danke ich euch ganz besonders dafür, daß ihr aus den USA dazu angereist seid. So ist es zu einem Ereignis von internationaler Dimension geworden. Und dadurch wurde es zu einem großartigen Beitrag zur Erringung der Freiheit von Mumia.
In Frankreich beteiligen sich siebzig Organisationen an diesem Kampf, von denen fünfzehn heute vormittag beim Festakt vertreten waren. Außerdem waren auch alle Gemeinden der Region Île de France, die Mumia ebenfalls zu ihrem Ehrenbürger ernannt haben, heute im Rathaus von Paris vertreten. (Beifall)
Ich will zum Schluß kommen, möchte aber noch darauf hinweisen, was unsere nächsten Initiativen sind: Das nächste Europäische Sozialforum wird in Frankreich stattfinden, in Paris und drei weiteren Städten. Am Sonntag, dem 16. November 2003, werden wir vormittags eine Versammlung aller europäischen Solidaritätsbewegungen abhalten, die in Paris anwesend sein werden. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, uns besser zu organisieren und unsere Aktivitäten zu diskutieren und zu koordinieren und eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln. Am Samstagabend, dem 15. November, werden wir ein Fest für Jamal organisieren, ein Konzert mit verschiedenen Gruppen, zu dem wir mehrere hundert Leute erwarten. Außerdem werden wir die Spendensammlung verstärken. So eine gerichtliche Auseinandersetzung wie für Mumia kostet mehr als eine Million Dollar, deshalb ist es wichtig, daß wir viel Geld sammeln, damit die gerechte Sache für Mumia nicht daran scheitert. Unsere letzte Aktion in diesem Jahr wird eine zentrale Großdemonstration am Samstag, dem 13. Dezember 2003, hier in Paris sein. Wir werden alle Kräfte darauf konzentrieren und zeigen, wie viele Menschen für diesen Kampf einstehen. Es kann keine Hoffnung für Mumia geben, wenn es nicht eine starke Mobilisierung der Bewegung für ihn gibt. Wir, das heißt die Organisationen und Militanten in Frankreich, arbeiten im Moment auf Hochtouren an dieser Initiative und wir appellieren an unsere Freundinnen und Freunde in Deutschland, Italien, Spanien, Belgien, Großbritannien und vielen anderen Ländern Europas, in denen es Initiativen für Mumia gibt, ihre Anstrenungen in ihren jeweiligen Ländern zu verstärken, aber sich auch mit uns zusammenzuschließen und zu koordinieren, um unsere gemeinsame Sache so stark wie möglich zu machen und zu einer großen Bewegung in Europa zu werden!
Zum Schluß noch einmal unseren außerordentlichen Dank an unsere amerikanischen Freundinnen und Freunde. Wir hoffen, daß die Medien in Frankreich breit über das heutige Ereignis berichten werden, so wie es gestern schon im Vorhineien geschehen ist. Es wurden Interviews mit Angela Davis und Pam Africa gemacht, und wir haben alles dafür getan, ein größtmögliches Medieninteresse zu wecken. Wir hoffen, damit einen wichtigen Beitrag zur Sache des Kampfes für Mumia und für unser entschiedenes Eintreten für die Abschaffung der Todesstrafe gemacht zu haben! (Beifall)

Julia Wright:
Ich möchte die Veranstaltung damit beschließen, daß ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweise, daß wir nicht nur dafür eintreten, Mumias Leben zu retten, sondern daß es uns auch darum geht, seine Überzeugung, sein politisches Bewußtsein zu verteidigen. Lest deshalb, was er selber in seinen Essays schreibt. Ihr findet sie im Internet. Es geht im Herzen dieser Mobilisierung um Mumia, um euch selbst, um unsere Jugend, um unsere Hoffnung und um unser Überleben. (Beifall)

Pam Africa:
Ich möchte noch etwas Wichtiges sagen: Vergeßt niemals, daß ein Mann den Mord an dem Polizisten Daniel Faulkner gestanden hat! Arnold Beverly hat den Mord gestanden, für den Mumia verurteilt worden ist! Der Staat weigert sich, dieses Geständnis anzuhören, um festzustellen, ob es wahr ist oder falsch. Das dürfen wir niemals vergessen! Wir müssen fragen: Warum ist der Staat nicht bereit, sich mit dem Geständnis eines Mannes zu befassen, der sagt, daß er der Mörder sei? Ich weiß auch nicht, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Schaut euch seine Aussage an, sie ist im Internet zu finden [siehe Beitrag »Geständnis von Arnold Beverly im Radio« und das Buch »Free Mumia«]. Seine eidesstattliche Versicherung und die anderen Aussagen aus dem Mai 2001 sind Anträge, die Mumia durch seine Verteidiger bei Gericht einreichen ließ.

[Rufe: »FREE MUMIA! FREE MUMIA!« Gemeinsame Parole wird gerufen: »Brick by brick, wall by wall, we gonna free Mumia Abu-Jamal!« (Stein für Stein, Mauer für Mauer, wir werden Mumia Abu-Jamal befreien!)]

Ende der Veranstaltung

Transkript/Übersetzung: Jürgen Heiser
 
Quelle:
 Freedom Now online bulletin

Siehe auch:
4. Oktober 2003 - Mumia Abu-Jamal ist Ehrenbürger von Paris
Sonderseiten zu Mumias Ehrenbürgerschaft in Paris.

 
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