Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   04.04.2001 
Demonstrationen, Kundegebungen und mehr Links ins WWW Kontakt aufnehmen
 
  Homepage Dokumente Aktuell Email: info.msi@gmx.de - keine email ?
  Verleihung des Erich-Mühsam-Preises an Mumia Abu-Jamal am 27. Mai 2001 in Lübeck
Pressemitteilung
 
 

Den mit 5.000 DM dotierten Erich-Mühsam-Preis erhält in diesem Jahr der afroamerikanische Journalist und Autor Mumia Abu-Jamal. Der Lübecker Galerist Frank-Thomas Gaulin stiftet diesen Preis alle zwei Jahre für Ideen und Werke im Sinne Mühsams. Mumia Abu-Jamal sitzt seit nunmehr 19 Jahren in einer Todeszelle in den USA, verurteilt aufgrund erzwungener Zeugenaussagen für den Mord an einem weißen Polizisten im Jahre 1981.
Die Jury der Erich-Mühsam-Gesellschaft sagt dazu in ihrer Entscheidung: "Mit der Preisverleihung soll die Forderung von amnesty international nach einem neuen Prozeß unterstützt werden, damit alle Beweise zugelassen werden und auf diese Weise die Unschuld Mumia Abu-Jamals bewiesen werden kann." Die Preisverleihung findet am 27. Mai 2001 im Rahmen einer öffentlichen Feier statt.

Programm der Preisverleihung
Lübeck, Buddenbrookhaus, Mengstr. 4
Sonntag, 27. Mai 2001, 15:00 Uhr

Begrüßung und Preisrede der Erich-Mühsam-Gesellschaft
Sabine Kruse, 1. Vorsitzende
Laudatio
Rolf Becker, Schauspieler, IG Medien Hamburg
Entgegennahme des Preises in Vertretung für Mumia Abu-Jamal
Peter Gingold, VVN/BdA, als Widerstandskämpfer von den Nazis zum Tode verurteilt
Schwarze Raben - Weiße Wächter Free Mumia!
Texte von Mumia Abu-Jamal; Lesung mit Musik und Tanz; "dall'vivo":
Leila Haas, Membran Theater Wiesbaden - Text und Bewegung
Karl-Martin Matt, Offenburg - Saxophon, Baßklarinette
Hartmut Nold, Freiburg - Vibraphon
Für die Teilnahme an der Preisverleihung sind Eintrittskarten erforderlich.
Sie können kostenlos bestellt werden beim Atlantik Verlag

Pressekontakt und weitere Informationen:
Atlantik Verlag, Bremen, Tel: 0421-382535, Jürgen Heiser, Anna Kirschke-Ast

Präsentation der neuen "Edition Mumia Abu-Jamal"
Anläßlich der Preisverleihung findet im Foyer des Buddenbrook-Hauses die Präsentation der neuen "Edition Mumia Abu-Jamal" statt. Im Mittelpunkt steht die dann in deutscher Sprache erscheinende Biographie über Mumia Abu-Jamal "On a move" des bekannten amerikanischen Autors Terry Bisson. Daneben erscheinen die Bücher von Mumia Abu-Jamal "...aus der Todeszelle" und "Ich schreibe um zu leben" in neuer Auflage. Alle drei Titel und das Buch seines Anwaltes Leonard Weinglass "Freiheit für Mumia! - Hintergründe eines Fehlurteils und juristische Fakten gegen einen drohenden Justizmord" erscheinen im Bremer Atlantik Verlag.

"Sich fügen heißt lügen!"
Erich Mühsam

Erich Mühsam, Schriftsteller und freiheitlicher Sozialist, wurde wegen seines Engagements gegen Unterdrückung, Ausbeutung, Krieg und Faschismus nach dem Reichstagsbrand und nach schwerer Folter als einer der ersten politischen Gefangenen am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg von den Nazis brutal ermordet.
Als in den Jahren von 1921 bis 1927 in den USA die Arbeiter Sacco und Vanzetti unter einer gefälschten Mordanklage zum Tode verurteilt wurden, beteiligte sich Erich Mühsam aktiv an Protestaktionen. Zwischen 1926-28 machte er in Gedichten und dem Theaterstück "Staatsräson" auf die politische Willkür des Prozesses aufmerksam.

Peter Gingold machte als Jugendlicher in Deutschland innerhalb dieser Protestaktionen seine ersten Erfahrungen als Internationalist. Nach dem Kriege setzte er, der selber als antifaschistischer Widerstandskämpfer von den Nazis zum Todes verurteilt und seinen Henkern nur knapp entkommen war, sich u. a. für das in den USA zum Tode verurteilte Ehepaar Ethel und Julius Rosenberg und die 1970 angeklagte Angela Davis ein. Seit vielen Jahren ist er aktiver Unterstützer der Kampagne zur Freilassung von Mumia Abu-Jamal und zur Abschaffung der Todesstrafe.
Im Geleitwort zu Mumia Abu-Jamals Essayband "...aus der Todeszelle" schrieb er:
"Mumias Aufzeichnungen aus der Todeszelle, seine alarmschlagende, aufschreiende Stimme gegen den Rassismus, wühlen auf, erschüttern. Seit fast zwei Jahrzehnten in der Hölle des death row, des Todestrakts. Aus Rassenhass, denn seine Haut ist schwarz. Weil die Stimme dieses Kämpfers für Menschenrechte, des mutigen, unabhängigen und populären Journalisten, den man "Die Stimme der Unterdrückten" nennt, zum Schweigen gebracht werden soll.
Wir, Überlebende des antifaschistischen Widerstandes, des Holocaust, möchten unsere tiefste solidarische Verbundenheit mit Mumia zum Ausdruck bringen. Die Geschichte [des deutschen Faschismus und Rassismus] verpflichtet die Deutschen wie keine anderen auf dieser Erde, politisch und moralisch am lautstärksten aufzuschreien und den Rassismus zu bekämpfen, wann und wo er auch zu Tage tritt; und sich mit jedem zu solidarisieren, der aus rassistischen Gründen verfolgt, beleidigt, verletzt wird und vor allem, dessen Leben bedroht wird."

Mumia Abu-Jamal erhält den Preis der Erich-Mühsam-Gesellschaft, weil er sich wie Mühsam sein Leben lang, d.h. auch aus der Todeszelle heraus, für Entrechtete und politisch Verfolgte eingesetzt hat. Seit er als Fünfzehnjähriger der Black Panther Party beitrat und an der Herausgabe der Zeitung The Black Panther mitwirkte, wurde er vom FBI beobachtet und bis zu seiner Verhaftung 1981 wurden ca. 800 Seiten Akten über ihn angelegt. Auch während seiner jahrelangen Tätigkeit als kritischer Radiojournalist, der große Beliebtheit in der schwarzen Bevölkerung genoß, gingen Überwachung und Bespitzelung weiter. Bis er in der Nacht des 9. Dezember 1981, als er seinem jüngeren Bruder gegen Mißhandlungen durch einen Polizisten zu Hilfe kommen wollte, durch Polizeikugeln schwer verletzt verhaftet wurde.

Beiden - Erich Mühsam und Mumia Abu-Jamal - ist gemeinsam, daß sie aus ihrer jeweiligen Lebenssituation heraus den Menschen in den Mittelpunkt ihres Denkens, ihres Fühlens, ihres Weltbildes gestellt haben und daran ihr Handeln meßbar wird. Sie lebten und sie leben uns die Freiheit des Denkens und Handelns vor, indem sie mit ihrer ganzen Person die Verantwortung für die Verbreitung der Wahrheit über die gesellschaftlichen Verhältnisse übernommen haben.

 
Quelle:
Atlantik Verlag, Elsflether Str. 29, 28219 Bremen
Tel: 0421-382535, Fax: 0421-382577
eMail: atlantik@brainlift.de
www.atlantik-verlag.de

Siehe auch:
Sich fügen heißt lügen ! (E.Mühsam) Wir gratulieren zum Erich-Mühsam-Preis für Mumia Abu-Jamal - Solidaritätsadresse aus Heidelberg

   zum Anfang der Seite
  Homepage Dokumente Aktuell Email: info.msi@gmx.de - keine email ?