Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   07.08.2000 
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  Brief von 194 französischen Abgeordneten an ihre US-Kongress-Kollegen, der die Abschaffung der Todesstrafe in den USA verlangt.
André Vallini Abgeordneter aus Isère; Vorsitzender der französisch-amerikanischen Parlamentariergruppe
texte original en francais
 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe amerikanische Kolleginnen und Kollegen,

von La Fayette bis hin zur Landung amerikanischer Soldaten an den Stränden der Normandie am 6. Juni 1944 haben sich zwischen unseren Nationen Bande entwickelt, die so eng sind. Dass wir es uns erlauben können, ganz offen miteinander umzugehen. Diese Offenheit schulden wir denjenigen, die wir lieben, da sie für unsere Freiheit ihr Blut vergossen haben.

Deshalb können wir auch in aller Offenheit sagen: Die Beibehaltung der Todesstrafe in ihrem Land fügt der uns verbindenden Freundschaft tiefe Wunden zu und es ist Ihre Aufgabe als politisch Verantwortliche, den Amerikanern vor Augen zu führen, dass die Todesstrafe nicht mehr hingenommen werden kann.
Es gilt, Ihnen vor Augen zu führen, dass es der Vereinigten Staaten unwürdig ist, als letzte westliche Demokratie die Todesstrafe beizubehalten, während alle Länder, in denen die Menschenrechte geachtet werden, diese Form der Bestrafung abgeschafft haben.
Es gilt, Ihnen vor Augen zu führen, dass ein krasser Widerspruch darin besteht, im eigenen Land die Todesstrafe zu vollstrecken und gleichzeitig in der ganzen Welt als Hüter der Menschenrechte aufzutreten.

Die Todesstrafe ist in jedem Fall unmenschlich: Die Achtung des Lebens ist ein universeller Wert.

Die Todesstrafe verfehlt in jedem Fall ihr Ziel: Aus sämtlichen Studien geht hervor, dass sie nicht die geringste abschreckende Wirkung zeigt.
Darüber hinaus laufen Menschen aus bestimmten Bevölkerungsgruppen in ihrem Land besondere Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden. Aus Statistiken geht hervor, dass Schwarze eher zum Tode verurteilt werden als Weiße und dass Angeklagte, die sich eine gute Verteidigung leisten können, bessere Chancen haben, der Todesstrafe zu entgehen.

Sie sind Vertreter einer Demokratie, die von manchen gerne als die größte der Welt bezeichnet wird.
Doch solange die Todesstrafe bestehen bleibt, werden sie nie Volksvertreter einer vorbildlichen Demokratie sein.

Wie kann es sein, dass ein so entwickeltes Land wie die Vereinigten Staaten noch das primitive Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn anwendet?
Ihre Gesellschaft bestraft nicht den Dieb, indem sie ihn bestiehlt. Sie bestraft nicht den Vergewaltiger, indem sie ihn vergewaltigt. Weshalb sollte sie den Mörder bestrafen, indem sie ihn tötet?

Nicht zuletzt ist zu bedenken, das ein Justizirrtum stets rückgängig gemacht werden kann, es sei denn, der Verurteilte wurde bereits exekutiert.
Es gibt zahlreiche tragische Irrtümer in der Geschichte aller Rechtssysteme der Welt. Ferner wissen Sie, dass sich die Justizirrtümer in den Vereinigten Staaten seit einigen Jahren häufen. Sogar der republikanische Gouverneur des Staates Illinois hat als Anhänger der Todesstrafe jüngst die Exekutionen ausgesetzt, da mehrere Justizirrtümer ihn "beunruhigt" hatten.

Seit über zwei Jahrhunderten teilen Frankreich und die Vereinigten Staaten dieselbe Freiheitsliebe.
Weshalb sollten sie an der Schwelle dieses neuen Jahrhunderts nicht auch dem menschlichen Leben dieselbe Achtung entgegenbringen?

Das hoffen wir von ganzen Herzen.

Mit freundlichen Grüßen

 
Information
André VALLINI
Député de l'Isère

Président du Groupe d'amitie France - Etats Unis

Clos des Chartreux - 38210 TULLINS FURES
Tel: 04 76 07 96 99 - Fax: 04 76 07 96 94 - E-mail : a.vallini@wanadoo.fr

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