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  Coordination gegen Bayergefahren: Redebeitrag am 20.05.2000 in Leverkusen
14. Juni 2000
 
 

Hallo liebe Leute,

vielen Dank, daß ich hier einen kleine Redebeitrag geben darf.
Ich habe versucht einige Verflechtung der Firma Bayer hinsichtlich seiner globalen Rolle einmal in Worte zu fassen. Was macht Bayer, warum macht Bayer das, warum darf Bayer was machen, wer bremst oder kontrolliert Bayer und was ist eigentlich so skandalös an dem was die Firma Bayer macht.

Die Gruppe Corporate Europe Obersavatory, zu deutsch Beobachter der Firma Europa behauptet in seinem fast gleichnamigen Buch, daß der wichtigste Konflikt im 21. Jahrhundert der zwischen den Konzernen und der Demokratie sein wird und daß es absolut wichtig ist, sehr viele Informationen zu haben, um nicht nackt ohne Argumente da zu stehen.

Doch wahrscheinlich brauchen wir mehr als Argumente, denn obwohl Bayer so viele Skandale in über 100 Jahren Geschichte provoziert hat, so richtig scheint sich niemand dran zu stören. So sprach ich durch Zufall vor Kurzem mit einem ehemaligen Bayer Mitarbeiter und war erstaunt wie viel er doch weiß, verkauftes HIV-infiziertes Blut oder totbringende Pestizide, Nichtentschädigung von ZwangsarbeiterInnen, das ist bekannt in der Belegschaft von Bayer.

Ist das nicht der Skandal? Die Menschen wissen, daß durch Bayer-Produkte Menschen ums Leben kommen, aber das ist halt so - ganz normal - deshalb meine ich, daß nur Information und Informieren wenig Sinn hat, sondern, daß etwas ganz anderes passieren müßte, um das Zwangsprinzip Bayer zu bremsen.

Dummerweise machen Schneider, Pierer, Clopper und Maucher ihre Sachen erstaunlich gut. Es ist die große Internationale der Konzernfamilie, die sich bei unterschiedlichen Anlässe rund um das Kalenderjahr immer in verschiedenen Konstellationen trifft. Liest man nur die eine Seite "Organe der Gesellschaft" des Geschäftsberichtes, dann öffnen sich Horizonte. Es scheint, daß Bayer überall seine Geier-Finger stecken hat.

Ob Chemieindustrie, Bankwesen, Versicherungskonzerne, Medienkonzerne, Lebensmittelindustrie, andere Pharmaunternehmen, Elektro- oder Automobilkonzerne, Deutsche Telekom oder Deutsche Bahn, überall bekleidet ein Bayer Aufsichtsratsmitglied oder ein Bayer Vorstandsmitglied ein Aufsichtsratpöstchen in dem jeweiligen anderen Unternehmen. Selbst Gewerkschaftsfunktionäre sitzen bei Bayer im Boot und seit Schröder, wie nannten man ihn bereits der beste Genosse der Bosse, ist in Eichels Finanzministerium ein Steuerberater der Firma Bayer angestellt.
Darüberhinaus bezahlt Bayer Professoren-Lehrstühle und sendet Bayer-Laboranten an Universitätsinstitute und ein fleißiges Vorstandsmitglied und Universitätsprofessor hat als DFG Chef die Forschungslandschaft zu einem Gentechnik-Forscher-Paradies gemacht, nämlich Herr Winnacker.
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Das war noch nicht alles. Es ist vielleicht den meisten nicht bekannt, daß sich in Brüssel, der Hauptstadt der Firma Europa unzählige Lobbyisten tummeln, über 10.000 Lobbyisten und wen mag es erstaunen: in den einflußreichsten Industrielobbyorganisationen sitzt Bayer oder diese Vereinigungen wurden von Top Dogs, Oberhunde, gegründet, die bei Bayer im Vorstand sitzen.

Industrie-Lobbyorganisationen haben den Anspruch die ganze Welt zu einer einzigen Freihandelszone zu machen - das ist nach dem gescheiterten MAI - Multilateriales Abkommen über Investitionen - immer noch in den Köpfen, wofür zahlreiche
nationale Gesetze geändert werden müßten. Internationale Umweltabkommen, zum Beispiel zum Klimaschutz, lehnen Lobbyorganisationen natürlich erstmal vehement ab - stattdessen werden Selbstverpflichtungen der Industrie propagiert.

Auch wird ein Verbot von Handelsbeschränkungen zur Umsetzung politischer Ziele (wie beispielsweise das langjährige Embargo gegen Südafrika oder in anderen Ländern) gefordert.

Tückisch werden die Forderungen der Industrielobby bei Genehmigungen für neue Produkte.

Immer nach dem Motto "Einmal zugelassen - überall zugelassen". Nach diesem Motto wollen diese Clubs neue Gesetze bestimmen, demnach werden Genehmigungsverfahren künftig nur noch in einem beliebigen Land durchlaufen werden, in allen übrigen Staaten bräuchten keine weiteren Sicherheitstests durchgeführt werden. Unternehmen könnten in Zukunft Genehmigungsverfahren bewußt in Ländern mit niedrigen Sicherheitsstandards aussuchen.

Besonders im Pharmabereich, aber auch beim Automobilbau oder bei der Zulassung von Pestiziden/Gentherapien/transgene Nahrungsmittel würde dies zu einer starken Verkürzung der Genehmigungszeiten führen, was den Industrieunternehmen sehr recht wäre.

Ich liste mal ein paar Lobbyorganisationen auf:

International Chamber of Commerce
European Roundtable of Industrialists
UNICE (the union of industrialist and employers' confederation of Europe
Transatlantic Business Dialog, kurz TABD

Dieser Wirtschaftsdialog hat offiziell eine beratende Funktion für die EU-Kommission und das US-Außenhandelsministerium.
Es hat beim letzten Treffen in Berlin im Oktober 99 wichtige Vorgaben für die Welthandelskonferenz in Seattle getätigt.
"Der TABD erwartet von den Regierungen eine befriedigende Umsetzung aller Beschlüsse"

Was hat Bayer damit zu tun:
Auf den Transatlantischen Wirtschaftsarbeitsgruppen hat z.B. Vorstandsmitglied Werner Spinner über die globalen Fragen der WTO diskutiert. Es ist bekannt, daß Richtlininen und Empfehlungen für die WTO Verhandlungen in Seattle von Spinner formuliert wurden und dieser Text fast wörtlich für das WTO-Deutschland-Programm aufgetaucht ist.

Zu den Unternehmer Lobbyverbänden kommen dann noch die glboalen Elite Treffen, wie das World Economic Forum in Davos oder die Bilderberg Gruppe. Das World Economic Forum, einst ein Wirtschaftsseminar, heute ein großes Treffen von Wirtschaft und Politik im Erholungsort Davos . Seit letztem Jahr ist es mit der Ruhe endgültig vorbei, da die Herren von ganz anderen internationalen Gästen empfindlich gestört werden.

"Die Konzerne sind eine Gefahr, sind die größte bisherige Gefahr für den gesamten Planeten. Der BAYER-Konzern ist einer der größten Konzerne der Welt. Dies nicht deshalb, weil irgendjemand das so wünscht, sondern weil die Konzerne nichts kennen außer ihrem Profit. Das Profitsystem ist ein Zwangssystem, das keinen Spielraum zuläßt (auch wenn viele das meinen). Entweder mitgemacht oder ausgestiegen, entweder dafür oder dagegen. Dazwischen gibt es nichts. Die BAYER-Manager sind dafür, müssen dafür sein, sonst fliegen sie raus. Die GroßaktionärInnen sind dafür, müssen dafür sein, sonst löst sich ihr Kapital in Luft auf. Die KleinaktionärInnen müssen nicht unbedingt dafür sein, sind es aber weitgehend, weil sie ebenfalls nach ihrer - vergleichsweise geringen!!! - Dividende gieren."

 
Quelle: Coordination gegen Bayergefahren

Siehe auch:
Bayer und Gentechnik (Leverkusen, 20.05.2000) (Redebeitrag der AntiGen/Kalk auf der Demonstration am 20.05.2000 in Leverkusen.)
Redebeitrag zu Mumia / Demo 20. Mai 2000 in Leverkusen(Gruppe für die Freiheit der politischen Gefangenen, Köln)
Die Globalisierung von Kriminalisierung und Ausbeutung (Redebeitrag eines politischen Flüchtlings aus Nepal am 20.05.00 in Leverkusen.)
"Der plötzliche Tod ist eine deutsche Spezialität !" - Aufruf zur Demonstration in Leverkusen, dem Sitz der BAYER Konzernzentrale, am 20 .Mai 2000 (18.3.00)
Berichte vom Internationalen Aktionstag am 13. Mai (11.6.00)
[Aktion] Internationaler Aktionstag am 13.5.2000

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