Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   25.06.2000 
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  Was hat die Polizei gegen Demos für Mumia Abu-Jamal?
junge Welt sprach mit Brian Becker
Interview vom 6.5.2000
 
 

(Brian Becker arbeitet im »International Action Center« und ist Mitorganisator einer Großveranstaltung zugunsten von Mumia Abu-Jamal im New Yorker »Madison Square Garden« am 7. Mai)

F: Am 7. Mai wird in New York eine der größten Veranstaltungen für einen politischen Gefangenen stattfinden, die es je gab. Erwarten Sie auch ungebetene Gäste?

Bei jeder Veranstaltung für ein Neuverfahren für Mumia Abu Jamal melden sich die Polizei oder Polizeisympathisanten mit einer Gegendemonstration zu Wort. Das ist in den USA seit Jahren so und nichts Neues. Meist gehen die Gegenproteste von der Polizeigewerkschaft »Fraternal Order of Police« aus Philadelphia, Mumias Heimatort, aus. Auch die Gewerkschaft »Patrolmenïs Benevolent Association« aus New York mischt gerne mit. Mobilisiert wird dieses Mal über eine Webseite, die von Ex-Polizisten und ihren Sympathisanten betrieben wird. Sie hat den ekelerregenden Namen www.41shots.com und spielt auf die 41 Schüsse an, die vier New Yorker Cops vor über einem Jahr auf den unbewaffneten Immigranten Amadou Diallo abgefeuert hatten. Die Beamten wurden dieses Jahr freigesprochen. Mit dieser Webseite werden Cops von der gesamten Ostküste zur Gegendemo vor dem Madison Square Garden aufgerufen. Angeblich werden Polizisten aus Philadelphia von einem Privatunternehmen gratis nach New York gekarrt. Auf der Webseite wird übrigens kein Hehl daraus gemacht, daß die Polizei Mumia tot sehen will.

F: Weshalb Gegendemonstrationen von Polizeibeamten, weshalb Exekutionsaufrufe? Weshalb diese Aufregung?

Wenn sie wirklich so sicher wären, daß Mumia Abu-Jamal wirklich ein cop killer und schuldig ist, wie sie immer behaupten, dann würden sie nicht so massiv und noch dazu in ihrer Freizeit gegen eine Veranstaltung mobilisieren, mit der wir ja bloß für ein neues Verfahren aufrufen. Der wirkliche Grund besteht unserer Meinung nach darin, daß sich in einem neuen und fairen Verfahren nicht nur Mumias Unschuld herausstellen würde. Dabei würden vielmehr auch die Machenschaften der Polizei in Philadelphia ans Tageslicht kommen, die zu Mumias Verurteilung geführt hatten - Einschüchterung von Zeugen, Manipulation von Geschworenen und Richtern, Ermittlungsfehler und rassistische Übergriffe. Im ganzen Land sind in letzter Zeit Hunderte Polizeiskandale bekannt geworden, zum Beispiel in Los Angeles oder in New York. Außerdem hatte Mumia schon lange vor seiner Festnahme in den 70er Jahren als Black Panther und als Journalist polizeiliche Korruption und Rassismus öffentlich kritisiert. Die Gegenmobilisierung der Polizei geht soweit, daß sie Boykottlisten über Einzelpersonen und Firmen erstellt, die irgend etwas zugunsten von Mumia ausgesagt haben. So wird zum Beispiel zum Boykott des Eisherstellers Ben and Jerrys aufgerufen, und kürzlich gab es in Kansas City eine Gegendemonstration gegen den Sänger Harry Belafonte.

F: Sind am Sonntag gewalttätige Ausschreitungen seitens der Cops und anderer Todesstrafenbefürworter zu befürchten?

Uns bleibt nur die Hoffnung, daß sie friedlich bleiben und rassistische Provokationen unterlassen. Denn die New Yorker Behörden haben uns immer noch keine Garantien geben können, daß uns und den Besuchern im Madison Square Garden Schutz gewährt wird. Was wir allerdings auch kaum erwarten können, denn wer anders als die Polizei sollte uns schützen? Nun - sie demonstriert gegen uns. Gegen das Klima der Einschüchterung, das damit erzeugt wird, setzen wir Selbstschutz. Wir erwarten mindestens 6000 Menschen für die Veranstaltung im Madison Square Garden, und einige Tausend mehr vor dem Gebäude. Die Masse an Teilnehmern wird dadurch nicht nur zu einer friedlichen Kundgebung für ein neues Verfahren für Mumia Abu-Jamal, sondern auch für das Recht auf freie Meinungsäußerung und gegen den Polizeiterror.

F: Was findet im Madison Square Garden statt?

Prominente werden Reden für das Leben von Mumia Abu- Jamal halten. Dazu zählen berühmte Schauspieler wie Susan Sarandon, Ed Asner und Ossie Davis, der Vorgänger der jetzigen New Yorker Bürgermeisters Giuliani, David Dinkins und der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark. Angela Davis wird da sein, ebenso wie Abgeordnete aus dem US- Kongreß. Wir erwarten auch die Band »Rage Against The Machine« wird ein paar Stücke zum Besten geben. Wir hoffen, die Kampagne für ein neues Verfahren für Mumia damit bekannter stärken zu können.

Interview: Max Böhnel, New York

 
Quelle:
Tageszeitung JungeWelt vom 6.5.2000
www.jungewelt.de

Siehe auch:
Gericht versucht Mumia-Aktivisten mundtot zu machen (vom 11.6.2000)

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