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  New Afrikan Prisoner of War – Albert „Nuh“ Washington spricht
Albert „Nuh“ Washington ist tot. Er starb im Alter von 61 Jahren am 28.4.2000 nach 29 Jahren Haft im Gefängnis.
 
 

Albert „Nuh“ Washington ist tot

Darf ich mich vorstellen?
Wer bist du werde ich gefragt
Wenn ich dir meinen Namen sage
sagt das dir nur, wie ich genannt werde
Ich hatte viele Namen
Das sagt noch nichts aus
Also wer oder was bin ich
Für die Unterdrückten
bin ich ein Engel der Befreiung
Für die Unterdrücker
bin ich ein Engel der Zerstörung
Also wer bin ich?
Es kommt darauf an wer du bist

Albert Nuh Washington

AmeriKKKa

Der Black Panther und politische Gefangene Albert „Nuh“ Washington starb am 28.4.2000. Albert „Nuh“ Washington wurde 61 Jahre alt. Die Kampagne für seine Freilassung war erfolglos geblieben.
Die US-Justiz verweigerte ihm den Tod in Freiheit. Albert „Nuh“ Washington starb an Krebs nach 29 Jahren Haft in der Haft.

(So oder So Infodienst)

Mein Name ist Albert Washington. Ich werde Nuh (Noah) genannt und bin einer der am längsten in Haft gehaltenen politischen Gefangenen im Land.

Als Mitglied der Black Panther Party während der 60er Jahre habe ich daran mitgearbeitet, das politische Bewusstsein afrikanisch-amerikanischer Menschen aufzuwecken und sie Methoden der Selbstverteidigung zu lehren. Durch die Cointelpro-Operationen der Regierung gegen uns wurden viele Panthers getötet oder mit falschen Anklagen in den Knast gebracht und eine Situation geschaffen, die zu Spaltungen in der BPP führte. Das zwang viele von uns, in den Untergrund zu gehen, um zu überleben und gleichzeitig unsere Arbeit weitermachen zu können. In der Illegalität wurden wir die Black Liberation Army (BLA) und verstärkten unsere Anstrengungen, dem Angriff der Polizei auf unsere Community ein Ende zu setzen.

Bei der Verteidigung der Community in San Francisco wurde ich angeschossen und zusammen mit Jalil Abdul Muntaquin (Sklavenname Anthony Bottom) verhaftet. Später wurde ich beschuldigt, mit Jalil und dem BLA-Mitglied Herman Bell zwei New Yorker Cops erschossen zu haben. Zusammen wurden wir bekannt als die „New York 3“. In einem zweiten Prozess (im ersten Anlauf des Staats hatte sich die Jury geweigert, uns zu verurteilen) wurden wir schuldig gesprochen und zu lebenslangem Knast verurteilt.
Vor kurzem wurde ich nach Wende verlegt, einem Knast in Alden, Staat New York – mehr als 400 Meilen von New York entfernt; eine Maßnahme, um mich von meiner Familie, Freunden und Gefangenen zu isolieren, mit denen ich enge und vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut habe. Es wurde angeordnet, mich in eine Einheit mit 42 anderen Gefangenen zu bringen. Sie wird das „White House“ genannt, weil fast alle Kaukasier sind. Dieser Ort hat einen dreifachen Zaun, Sensoren und Kameras, die uns 24 Stunden am Tag überwachen. Jede Bewegung wird kontrolliert, meine mehr als die von anderen. Die meiste Zeit werde ich in der Zelle gehalten, wo ich zweieinhalb Schritte in jede Richtung gehen kann. Auf dem Korridor ist permanent das Licht an, so dass meine Zelle niemals dunkel ist.

Wende ist der einzige vom Staat New York unterhaltene Knast, wo deine Familie und Freunde dir keine Kleidung, Essen oder sonst etwas mitbringen dürfen, das die Bedingungen ein bisschen erleichtert. Familienzusammenführungsbesuche sind für mich nicht erlaubt, weil ich, wie sie sagen, ein extremes „Ausbruchsrisiko darstelle. Weder bin ich jemals aus dem Knast ausgebrochen, noch gibt es greifbare Beweise, dass ich eine Flucht versucht hätte. Unterdessen bekommen Gefangene, die tatsächlich einmal oder öfters abgehauen sind, eben solche Besuche, wie sie bei mir verweigert werden. Es ist jetzt viel schwerer für meine Mutter, mich zu besuchen, als zu irgendeinem Zeitpunkt, seit ich im Knast bin. Ich habe meine Frau nicht umarmen können seit einer langen, langen Zeit.
Die Situation spricht für sich selbst.
Der Staat hat zugegeben, dass ich keine der Taten begangen habe, für die ich im Knast sitze. Jedoch, so wird argumentiert, habe ich als erklärtes Mitglied der BLA politische Erziehung unterrichtet und deswegen sei es „angemessen“, dass ich weiter im Knast bleibe unter größtmöglichen Sicherheitsmaßnahmen. Ich bin im Knast, nicht weil ich Polizisten getötet habe oder weil irgendein Regierungsbeamter das ernsthaft glaubt, sondern weil ich mich gegen Rassismus und Unterdrückung in den USA engagiert habe, und weil ich Mitglied von Organisationen war, die wirkungsvoll waren im Kampf gegen diesen Rassismus und diese Unterdrückung. Das macht mich zum politischen Gefangenen, klar und einfach. Und ich bin ein Kriegsgefangener, aus dem kriegerischen Charakter der Aggression, die gegen die New Afrikans von der Regierung und anderen Formationen geführt wird, die an die Überlegenheit der weißen Rasse glauben.

Am Ende kann ich über mich sagen, ohne Zögern und Zweifel: meine Eltern haben mir Liebe gegeben, und ich wiederum habe versucht, den Menschen um mich herum Liebe zu geben. Meine Familie hat mir Werte nahegebracht und einen Sinn für Stolz auf mich, meine Community, mein Erbe und mein Volk. Sie waren immer da für mich, und ich habe mein Bestes versucht, genauso unerschütterlich für andere da zu sein, die nicht so viel Glück hatten wie ich in dieser Beziehung.
21 Jahre Gefangener – und die Erinnerung an die Verbundenheit mit dem Volk bringt immer noch ein Lächeln auf mein Gesicht. Das ist etwas, das ich immer mit anderen Gefangenen zu teilen versucht habe, besonders mit denen, die nie eine Möglichkeit hatten, ihr politisches Bewusstsein zu entwickeln. Die BPP wurde physisch zerstört, aber ihr Geist lebt weiter in vielen von uns.
Gerade vor kurzem hat mich ein Bruder nach den Zielen und Prinzipien der Partei gefragt, und nicht nur wenige wünschen, wieder Teil davon zu sein. Das ist nicht einfach der Wunsch von Militanz von unserer Seite, sondern der Wunsch, wieder (oder immer noch) die Verwirklichung der Vorstellung von Einheit, Bewegung und Liebe zu erleben, die die Partei verkörperte. Dass der Geist der Partei lebendig bleibt und wieder stärker zu werden scheint, nach all der Zeit und all dem Schmerz, das kann nur sein, weil die Dinge, die sie – und wir, die ihr angehörten – wollten, richtig waren und immer noch richtig sind.

Es ist wenig von mir selbst hier in diesen Worten, und doch ist es auf eine Weise alles von mir. Ich würde gern nachts einen Spaziergang machen und meine Liebste in den Armen halten. Ich würde mich gern in ein Lokal setzen zu einem guten Essen und einen ruhigen Nachtschlaf haben. Ich würde gern das Licht ein- und ausschalten können, wann ich will, Bäume sehen, ein Auto fahren, all die Dinge tun, die die Menschen als selbstverständlich nehmen in der sogenannten Freiheit.
Nicht in der Lage zu sein, besondere Momente zu erleben und zu teilen mit jemand anderem, zwingt einen zur Verallgemeinerung. Ich sage mir selbst, es geht mir noch gut, aber wem kann es gut gehen unter Bedingungen, die ständig schlechter werden, niemals besser?
Immer noch bestimme ich über meine Politik, über mein Verständnis der Entwicklung, die das mit mir gemacht hat und mit so vielen anderen, die die Besten meiner Generation waren und sind, und mit den Generationen vor und nach meiner eigenen. Ich begreife die Realität und Notwendigkeit des Kampfs, von dem ich Teil war, Teil bin und weiter Teil sein werde bis zu meinem letzten Atemzug. Ich kann immer noch lachen und ich liebe noch immer, also ist der Schaden nicht so groß, wie man erwarten könnte (oder meine Feinde vielleicht hoffen).
All power to the people.

 
(Übersetzung aus Cages of Steel, USA 1992)

Aus dem Angehörigen Info Nr. 234 vom 9.6.2000
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