Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   15.05.2000 
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  "Hat ein einzelner Mensch eine Auswirkung auf die Welt?"
Rede von Mumia für die Graduierten-Feier an der Antioch-Universität
 
 

Meine Glückwünsche an alle heute hier Anwesenden. An die graduierenden Studenten, an die Lehrer, die auf ihre Studenten stolz sind, an die Universitätsleitung, die sich über die Erfolge der Professoren erfreuen, an die Eltern, die heimlich hoffen, dass dies der Anfang der finanziellen Unabhängigkeit ihrer Kinder und das Ende ihrer Rechnungen sei, an alle an dieser außergewöhnlichen Universität Antioch.

Ich danke Ihnen allen für Ihre freundliche Einladung und hoffe, dass Ihnen diese Worte würdig und von Bedeutung sind. Ich habe mir lange Gedanken gemacht über die von Ihnen gestellte Frage zur Auswirkung einer einzelnen Person auf die Welt. Abgesehen davon, was dazu passen würde oder von Bedeutung wäre, werde ich die Frage mit einer Frage beantworten, wen achten Sie?

Selbstverständlich gibt es in jeder großen Studentenschaft, und ich hoffe, dass das auf dieses Semester zutrifft, eine ganze Bandbreite von Ansichten, oder sollte es geben. Aber auf jeder Liste, wenn sie logisch ist, wird man die folgenden Namen finden: Nelson Mandela, Malcolm X, Ella Baker, and W.E.B. DuBois.

Nur ein paar Leute, richtig? Was haben diese Leute gemeinsam? Natürlich waren sie alle Radikale oder Revolutionäre, aber das war nicht alles. Setze Paul Robeson dazu, hilft das? Wie wäre es mit Angela Y. Davis. Einige Scharfsinnige im Publikum werden wohl zu dem Schluss kommen, nun, sie sind alle Kommunisten. Dicht dran, aber nicht ganz getroffen, weil weder Malcolm X noch Ella Baker traten meines Wissens in die Partei ein, und obwohl ich mir nicht sicher bin, denke ich nicht, dass Paul Robeson Mitglied der CPUSA war.

Wenn Sie diese Menschen genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass diese Menschen Klassensuizid begingen, dass sie die erlangten Klassenvorteile und die potentiellen Aufstiegsmöglichkeiten ablehnten, um den am stärksten unterdrückten Schichten ihrer Gesellschaft Gehör zu verschaffen und sie zu unterstützen.

Dr. Nelson Mandela, studierte, um Anwalt zu werden, dann tritt er dem bewaffneten Flügel des African National Congress bei, um die afrikanische Befreiungsbewegung in Südafrika zu unterstützen. Hätte er es sich vorgenommen, hätte Malcolm X mit seinem ausgeprägten Intellekt zweifellos jeden Beruf ausüben können - er entschied sich, für die Enteigneten der schwarzen Nation zu arbeiten. Ella Baker, Schriftstellerin und Organisatorin, arbeitet in der Bürgerrechtsbewegung und zur Aufhebung der sexuellen Ausbeutung von armen Frauen, die als Hausangestellte arbeiteten. Dr. DuBois, trotz seines adligen Verhaltens, war ein echter Radikaler und Umstürzler, der wegen seiner radikalen Meinungen von seinen Klassengenossen ständig verraten wurde. Er wurde aus der NAACP ausgeschlossen. Der Anwalt, Athlet und Schauspieler, Paul Robeson, wurde in üblicher Weise wegen seiner Unterstützung für den Sozialismus verunglimpft und seine erfolgreiche Karriere zerstört, wie DuBois vor ihm. Die US-Regierung beschlagnahmte illegalerweise und gegen die Verfassung den Reisepass Robesons wegen seiner antiimperialistischen Meinung. Angela Davis, wie sicherlich viele von Ihnen wissen, wurde von einem Ende des Landes bis zum anderen gejagt, festgenommen, in Ketten gelegt, ins Gefängnis gesteckt und beinah zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wegen ihrer Unterstützung für die schwarze Befreiungsbewegung.

Wir achten diese Menschen, weil sie in kritischen Augenblicken in ihrem Leben auf der Seite der Unterdrückten standen, auf der Seite der Armen, der Arbeitenden oder derjenigen der Dritten Welt. Sie taten dies nicht, weil es populär war, ganz im Gegenteil, für viele dieser Menschen war es ziemlich gefährlich, sie wurden alle von der Regierung überwacht. Einige verloren ihren Lebensunterhalt, andere ihr Leben. Weil sie es für richtig hielten, traten sie den Bewegungen bei bzw. unterstützen und/oder prägten sie. Sehen Sie sich diese an, denn sie sind die Antwort auf Ihre Frage. Hat ein einzelner Mensch eine Auswirkung auf die Welt?

Dr. Mandela führte eine unterdrückte Nation vom Apartheid zu einer multikulturellen politischen Demokratie. Malcolm X inspirierte die schwarze Nationalbewegung der 60er-Jahre. Ella Baker war eine Schlüsselorganisatorin, die dem studentischen gewaltfreien Koordinierungskomitee (SNCC) zu bestehen half. W.E.B. Dubois war Gründer der NAACP und führendes Mitglied der panafrikanischen Bewegung. Die kulturellen und politischen Wirkungen Paul Robesons auf Menschen in der ganzen Welt waren und sind immer noch außerordentlich. Und die Arbeit Angela Y. Davis verstärkte die schwarze Befreiungsbewegung und die Bewegung für Gefangenenrechte der 70er Jahre.

Haben diese Menschen was bewirkt?

Sie haben das Konzept der Freiheit in den Köpfen von Millionen von Menschen erweitert. Obwohl sie außergewöhnliche Menschen sind und waren, arbeiteten sie mit Bewegungen, die wahrhaftig das Bewusstsein veränderten und wie wir die Welt sehen. Ihre Geschichte lehrt uns, was es heißt, die eigene Klasse zu verraten, unterstützungswürdige Bewegungen zu unterstützen und sich für die Unterdrückten einzusetzen.

Sie haben bei dieser Verleihungsfeier in Antioch die eigentlich eigenartige Möglichkeit, das alte Axiom zu beweisen, dass der Mensch für mehr als Fleisch geschaffen ist und dass das Leben aus mehr als Brot besteht. In einem Zeitalter, in dem alles, sogar das menschliche Gen, zur Ware wird, ist es nicht zu verleugnen, dass wir alle materielle Wesen sind. Dennoch, sind wir nicht alle soziale Wesen? Wenn wir das sagen, dann müssen wir fragen, was schulden wir unserer Klasse? Was schulden wir der Menschheit? Was schulden wir dem Leben selbst? Denken Sie an die Geschichte derjenigen, die Sie achten. Zeigen Sie Ihre Achtung für sie, indem Sie zu ihnen werden.

Indem Sie das tun, entstehen Bewegungen. Danke schön. On the move long live John Africa.

Aus dem Todestrakt, dies ist Mumia Abu-Jamal

(SPG)

 
Aus dem Angehörigen Info Nr. 233 vom 12.5.2000
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Siehe auch:
Verleihungsfeier in Antioch ein großer Erfolg (Von C. Clark Kissinger)

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