Zurück zu Dokumente  Mumia Solidaritäts Index MSI [de]   15.09.2000 
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  Leipzig 2.12.99: Rettet Mumia Abu-Jamal
Aufruf zur Demonstration unter dem Motto „Rettet Mumia Abu-Jamal“, die am 2.12.99 in Leipzig statt fand und an der sich circa 250 Menschen beteiligten.
 
 

Das Leben des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal ist nach wie vor in größter Gefahr. Wegen einer falschen Anschuldigung, erhoben um einen Kämpfer gegen rassistische Ausbeutung zum Schweigen zu bringen, soll Mumia durch den kapitalistisch-rassistischen Staat ermordet werden.

Mumia gehörte 1969 zu den Gründern der Black Panther Party (BPP) in Philadelphia und wurde deren Sprecher. Seit dieser Zeit steht er auf der Abschussliste des bürgerlichen Staates. Die BPP, als Selbstschutz-Organisation gegen rassistische Angriffe in Oakland (Kalifornien) gegründet, ist in den fünf Jahren ihrer Existenz (1967-1971) zur „größten Bedrohung der inneren Sicherheit“ (John Edgar Hoover, FBI-Chef, 1968) stilisiert worden. Die Black Panther entwickelten eine umfassende gesellschaftskritische Position, die sie in der Praxis mit sozialen Programmen unter die Leute brachten (z.B. kostenlose Kleiderausgabe, freie Ghetto-Kliniken). Das FBI bekämpfte die BPP vor allem mit dem „Counter-Intelligence-Program“: Es unterwanderte die Partei systematisch, säte Misstrauen und Hass, was zu vielen Morden auch innerhalb der Organisation führte und brachte schließlich die Partei 1971 dazu, sich zu spalten. Mumia war wie viele andere durch konkrete Konfrontation mit dem alltäglichen Rassismus zu den Black Panthers gekommen, nachdem er von einer großen Zahl Jugendlicher und einem Polizisten nach einer Wahlkampfveranstaltung des Präsidentschaftskadidaten Wallace 1968 zusammengeschlagen wurde.

Nach der Zerschlagung der BPP wurde Mumia ein anerkannter Journalist, der u.a. für National Black Network und National Public Radio arbeitete. 1980 wurde er Präsident der Sektion Philadelphia der Association of Black Journalists. Ständig deckte er mit seiner Arbeit Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei auf, was den Hass auf ihn von Seiten des Staates noch verschärfte. Mumia wurde „Voice of the Voiceless“.

Der Tod eines Polizisten am 9. Dezember 1981 wurde Mumia angelastet, worauf er verhaftet wurde. Diese Anschuldigung ist falsch! Es ist bewiesen, daß der Prozess nicht einmal den mangelhaften Normen des bürgerlichen Rechts entsprach. Es wurde massiver Druck ausgeübt, um die gewünschten Aussagen von „Belastungszeugen“ zu erhalten. Alle entlastenden Beweise wurden unterdrückt. Am 3. Juli 1982 beschloß der vorgeblich demokratische Staat in Gestalt von „hanging Judge“ (Henker-Richter) Albert Sabo, Mumia zu ermorden. Dass es sich dabei nicht allein um das Werk eines einzelnen rassistischen Mörders handelt, sondern dieses Urteil dem Geist des gesamten kapitalistisch-rassistischen Staates entspricht, zeigen die folgenden Jahre.

Die Todesstrafe in den USA ist eindeutig ein Mittel der kapitalistisch-rassistischen Unterdrückung. So sind bei ca. 12% Schwarzen in den USA 43% der Todeskandidaten Schwarze. Ein Mord an einem Schwarzen zählt in alter Sklavenhaltermanier viel weniger als der an einem Weissen. So sind 83% der Opfer der Todeskandidaten Weisse, obwohl nur 50% der durch Mord getöteten Weisse sind. Durch die enormen Kosten eines Berufungsverfahren vor einem US-Gericht zeigt sich unter anderem die soziale Ungerechtigkeit. Geld, das die Mehrheit der Todeskandidaten nicht aufbringen kann (wer sich Anwälte leisten kann, der wird normalerweise gar nicht erst zum Tode verurteilt). Mumia bekam zu seiner „Verteidigung“ einen völlig überlasteten und unterqualifizierten Anwalt gestellt, der mit nur 150 Dollar Ermittlungen zur Entlastung durchführen sollte. Dies war natürlich unmöglich. Der Pflichtverteidiger stellte mehrfach vergeblich Antrag auf eigene Abberufung, gleichzeitig wurde es Mumia verboten, sich selbst zu verteidigen. Die horrenden Prozeßkosten, die Mumias Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens usw. bis heute kosten, können nur durch massive internationale Unterstützung aufgebracht werden.

In den Jahren 1989 und 1990 lehnte das oberste Gericht von Pennsylvania, wieder unter Vorsitz von Richter Sabo, eine Berufung ab, so auch 1990 das oberste Gericht der USA. Der Gouverneur von Pennsylvania, Henker Tom Ridge, legte schließlich den Termin des Mordes an Mumia für den 17. August 1995 fest. Nur durch heftige Proteste rund um die Welt konnte dieses Verbrechen verhindert werden.

Am 4. Oktober 1999 entschied das Oberste Gericht der USA erneut, Mumias Antrag auf Revision abzulehnen. Daraufhin befahl Henker Ridge erneut die Ermordung Mumias, diesmal am 2. Dezember 1999.

Bundesbezirksrichter William Yohn hob am 26. Oktober 1999 den Mordbefehl auf. Es scheint so, als hätte sich nach fast 18 Jahren erstmals ein Richter gefunden, der wenigstens noch Reste bürgerlicher Demokratie wahren will. Nach Angaben von Mumias Anwalt Len Weinglass will Richter Yohn erstmals die Rechte achten, die Mumia nach den Gesetzen zustehen.

Jedes Vertrauen in den bürgerlichen Staat und seine Gerichte wäre jedoch unangebracht. Noch ist Mumias Schicksal völlig offen. Wir wissen nicht, wie Richter Yohn weiter vorgehen wird. Wenn Mumias Leben gerettet werden kann, dann nur durch nicht nachlassenden Druck in der ganzen Welt. Ohne diesen Druck, ohne die internationale Solidaritätsbewegung wäre Mumia schon nicht mehr am Leben.

Sofortige Freilassung von Mumia Abu-Jamal!
Weg mit den rassistischen Gefängnis- und Todesstrafen!

UnterzeichnerInnen:
OAP (Offenes Antifaschistisches Plenum), Winfried von Kesseler e.V., Ökologische Linke Regionalgruppe südliche Ex-DDR, Initiativgruppe für eine Vereinigte Linke, Friedensweg e.V., Jugend wohnt e.V. Auerbachstraße, Bündnis gegen Rechts (Leipzig), Linke StudentInnengruppe, Antifaschistischer Frauenblock Leipzig

 
Quelle:
Conne Island - selbstverwaltetes Jugend-Kulturzentrum in Leipzig-Connewitz
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/ci/nf/62/24.html

Siehe auch:
Internationaler Aktionstag am 2.12.1999

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